Kleine Heimtiere drinnen und draußen

Vor- und Nachteile der Innen- und Außenhaltung bei Meerschweinchen und Kaninchen

Meerscheinchen-Gruppe isst Grünzeug. © Burg Nagezahn e.V.

(Experten-Beitrag von Burg Nagezahn e.V.)

„Innenhaltung ist für Kaninchen doch gar nicht artgerecht.“ 
„In der Stadt sollten keine Kaninchen gehalten werden, die brauchen einen Garten.“

Diese Aussagen sind zwei von vielen, die über Kaninchen in Innenhaltung gesagt werden. Auch über Nagetiere wie Meerschweinchen, werden solche Behauptungen getätigt. Allerdings stimmt das so nicht. Auch in einer Wohnung können Kaninchen und Nagetiere einen tollen Wohnraum finden. Manchmal ist dieser Wohnraum sogar viel schöner, sicherer und geeigneter als ein Leben im Garten. Denn nicht jede Tierart kann in Außenhaltung leben.

In der folgenden Auflistung finden Sie die wichtigsten 12 Punkte, die Sie bei der Innen- bzw. Außenhaltung von Meerschweinchen und Kaninchen beachten sollten.

Diese kleine Heimtiere sind für die Außenhaltung geeignet und diese nicht

  • Für Mäuse, Ratten und Hamster ist es komplett ungeeignet. Für diese Tiere sind die Temperaturschwankungen gesundheitsgefährdend.
  • Chinchillas und Degus können unter gewissen Umständen, z. B. mit einer beheizten Hütte im Herbst und Winter, in Außenhaltung leben. Dieses Thema ist jedoch sehr komplex und eine Innenhaltung ist zu bevorzugen.
  • Meerschweinchen sind für eine Außenhaltung geeignet. Im Vergleich zu Kaninchen, kommen sie jedoch etwas schlechter mit kalten Temperaturen zurecht. Meerschweinchen können daher mit einer guten Schutzhütte, dauerhaft ausreichend Auslauf von mindestens 4 qm, mit mindestens drei Partnertieren und einem guten Gesundheitszustand das ganze Jahr über draußen leben.

12 wichtige Hinweise für die Innen- und Außenhaltung bei Kaninchen und Meerschweinchen

  • Von außen nach Innen

    Bei der Außenhaltung sollte immer damit gerechnet werden, dass die Tiere irgendwann in eine Innenhaltung wechseln müssen: Krankheiten machen das Leben im Winter für die kleinen Heimtiere in Außenhaltung schwer. Geschwächte Tiere müssen in die Innenhaltung geholt werden, damit ihr Körper nicht gegen die Kälte kämpfen muss. Werden sie erst im Herbst oder Winter reingeholt, dann müssen sie bis Ende Mai in Innenhaltung verbleiben. So ein Umzug in die Innenhaltung gefällt einigen Tieren gar nicht so schlecht, wenn gute Voraussetzungen geschaffen werden.

  • Beziehung zwischen Menschen und kleinen Heimtieren

    Manche Kaninchen oder auch Meerschweinchen finden den Abstand zum Menschen in Außenhaltung ganz gut. Im Gegensatz zur Innenhaltung, sind die Menschen und Tiere in Außenhaltung meist nur wenige Stunden zusammen. Beobachtungstiere wie Kaninchen und Meerschweinchen finden das häufig nicht schlimm, denn sie haben zum Kommunizieren ihre Artgenossen um sich.

    In Innenhaltung verbringen Mensch und Tier in der Regel sehr viel Zeit miteinander. Blickkontakt und Interaktionen sind häufig. Bei diesem Zusammenleben sollte besonders der Mensch Rücksicht auf die Tiere nehmen. Der große Vorteil ist, dass durch das enge Zusammenleben Erkrankungen oder Verhaltensveränderungen, die auf Krankheiten hindeuten können, häufig schneller erkannt werden. Besonders kranke Tiere können in Innenhaltung besser beobachtet werden.

  • So viel Platz benötigen die Tiere im Garten und in der Wohnung

    Während zwei Kaninchen im Garten ein Gehege von mindestens 6 qm haben sollten, freuen sich Kaninchen in Innenhaltung über ein eigenes Zimmer oder eine ganze Wohnung. Alternativ sollten ihnen in einem Gehege für die Innenhaltung auch mehrere Quadratmeter zur Verfügung stehen und mindestens 7-8 Stunden Freilauf in der ganzen Wohnung ermöglicht werden.

    Bei einer tiergerechten Haltung büßt ein Kaninchen in Innenhaltung keinen Platz ein, im Gegenteil, es hat häufig sogar mehr Platz zur Verfügung als ein Gartenkaninchen. Optimal ist es, wenn Kaninchen auch im Garten Freilauf haben. Häufig ist das durch Raubtiere und die notwendige Absicherung des Gartens nicht möglich.

  • Auf Alltagsgefahren achten

    Bei einem WG-Leben mit Nagetieren und Kaninchen müssen in der Innenhaltung einige Vorkehrungen getroffen werden. Stromkabel müssen unbedingt abgesichert oder unzugänglich verlegt werden. Kostbare Möbel, Bücher und Kleinkram sollten vor den Nagezähnen lieber sicher verstaut werden. Auch Zimmerpflanzen sind unzugänglich zu positionieren. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Nagetiere und Kaninchen auch mal an Wänden und Fußleisten verewigen.

  • Außenhaltung = Raubtiersicherung

    In Außenhaltung liegt der Fokus hauptsächlich auf der Raubtiersicherung. Marder und Füchse sind eine große Gefahr für Nagetiere und Kaninchen. Das Gehege muss mit Volierendraht von allen Seiten komplett gesichert werden. Es darf keine Löcher oder größeren Spalten als die des Volierendrahtes geben. Besonders Marder können sich durch winzige Spalten quetschen. In Außenhaltung haben die Tiere einen kompletten Bereich für sich, wo alles für sie eingerichtet sein sollte. Im Freilauf im Garten kann natürlich mal die ein andere Pflanze zu Schaden kommen. Hier sollte auch unbedingt auf Giftpflanzen geachtet werden.

  • Hygiene

    Egal ob die Kaninchen in Innen- oder Außenhaltung leben, es muss auf Hygiene geachtet werden. In Innenhaltung ist die Einhaltung der Hygiene meist deutlich einfacher, denn es gibt in der Regel abwischbare Böden.

    In Außenhaltung können Erde, Steinplatten und Rasen nur oberflächlich gereinigt werden. Besonders bei Parasitenbefall kann nur ansatzweise gereinigt werden. So fällt eine Unsauberkeit in Innenhaltung meist viel mehr auf als in Außenhaltung und es wird mehr gereinigt.

  • Böden

    Der Vorteil der Böden in Innenhaltung (abwischbar / gut zu reinigen) bringt gleichzeitig auch Nachteile mit sich. Glatte Böden können zu Bewegungseinschränkungen bei Nagetieren und Kaninchen führen. Angst vor glatten Böden ist keine Seltenheit. Es müssen also kleine waschbare Teppiche und Läufer bzw. rutschfeste Unterlagen auslegt werden. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Tiere weiche Untergründe unter den Füßen haben. Bei Nagetieren und Kaninchen kann harter Boden zu entzündeten Füßen führen. Hier ist in Innenhaltung also Obacht geboten – und es fällt vermutlich etwas mehr Wäsche an.

    Erde und Rasen in Außenhaltung sind weiche Untergründe und schonender für die Füße sowie den Bewegungsapparat.

  • Außenreize

    Während draußen für die Tiere sehr viele Eindrücke zu sehen und zu hören sind wie z. B. Wind, Vögel und Regen, kann es in Innenhaltung manchmal langweilig werden. In Außenhaltung sind manche Tiere durch die verschiedenen natürlichen Einflüsse aktiver. Für manche Tiere jedoch, insbesondere für taube und/oder sehbeeinträchtigte Tiere, kann eine Innenhaltung deutlich entspannter sein.

    In Innenhaltung kann der Mensch Eindrücke und Abwechslung schaffen durch Umstellen der Möbelstücke, Essen verteilen bzw. zum Erarbeiten anbieten, abwechslungsreiches Essen mit mindestens 8-10 verschiedenen Komponenten, Nagematerial, neue Versteckmöglichkeiten, Ausflug auf den Balkon (wenn vorhanden und abgesichert), neue Möbel und Interaktion mit dem Menschen.

  • Versteckmöglichkeiten

    Große Äste mit Laub dienen nicht nur zur Beschäftigung, sondern sind auch eine gelungene Versteckmöglichkeit.

    In Innenhaltung können nur bedingt große Äste genutzt werden, dafür können ganz viele tolle Versteckmöglichkeiten aus Holz angeboten werden. Es gibt mittlerweile eine bunte Mischung aus Holzburgen, Villen etc., die einen Kaninchenwohnbereich abwechslungsreich und gut ausstatten. In Innenhaltung halten die Möbel meist deutlich länger.

    Auf Grund der Witterung müssen in Außenhaltung immer mal wieder Pflegemaßnahmen ergriffen werden.

  • Buddeln

    Eine Beschäftigung von Kaninchen ist natürlich auch das Buddeln. Entgegen der Vorstellung vieler Menschen, ist es jedoch nicht anzuraten und zu empfehlen, dass Kaninchen tiefe Gänge bauen.

    Wenn es Kaninchen nicht gut geht, ziehen sie sich gerne zurück. Es kann passieren, dass sich die Kaninchen in einen tiefen Gang zurückziehen und so unbemerkt bleiben bzw. vom Menschen nicht rechtzeitig entdeckt werden. Bei Kaninchen sind wenige Stunden ohne Essenszufuhr schon problematisch. Im Weiteren besteht die Gefahr, dass Gänge einstürzen. Leider kann es auch zu Materialermüdung kommen und mit der Zeit lässt der Draht als Untergrabschutz nach. Die Kaninchen können sich so verletzten oder sogar ausbrechen. Gleichzeitig können sich Raubtiere einbuddeln. Zu empfehlen ist, dass Kaninchen in Außenhaltung nur einen kleinen Bereich im Gehege zum Buddeln haben mit ca. 30 cm Grabtiefe. Dieser Bereich sollte in alle anderen Richtungen abgesichert sein. Im Rest des Geheges sind beispielsweise Gehwegplatten oder Beton empfohlen.

    Kaninchen in Innenhaltung können Buddelkisten mit z. B. Kokoserde angeboten werden. (Achtung: Bitte keine Blumenerde mit Dünger verwenden.)

    Durch das Buddeln und durch Gehwegplatten nutzen sich die Krallen häufig von selbst ab. In Innenhaltung müssen die Krallen meist deutlich häufiger geschnitten werden.

  • Körperpflege

    Besonders in Außenhaltung ist jedoch auf die Körperpflege zu achten. Bei Durchfall, allgemein Verschmutzungen am After oder auch Augenfluss ist in Außenhaltung höchste Vorsicht geboten. Besonders im Sommer ist die Gefahr sehr hoch, dass es zum Fliegenmadenbefall kommt.

    Kaninchen sind wechselaktiv und sind auch viel in den frühen Morgen- und späten Abendstunden aktiv.  Mitunter kann die Geräuschkulisse in Innenhaltung störend sein für den Menschen. Bei der Wahl des Rückzugsortes oder Geheges der Kaninchen, sollte das bedacht werden.

    Fazit ist, dass sowohl die Innenhaltung als auch die Außenhaltung ihre Herausforderungen mit sich bringen. Sollte ein Garten vorhanden sein und es sind zwei gesunden Kaninchen vorhanden, dann wäre eine Außenvoliere mit mindestens 6 qm Grundfläche und Gartenfreilauf unter Aufsicht empfohlen. Jedoch ist es auch charakterabhängig: Es gibt einige Kaninchen die sich in Innenhaltung viel wohler fühlen. Bei kranken und geschwächten Tieren ist auf jeden Fall die Innenhaltung anzuraten.

    Kaninchen können in Innenhaltung mit ausreichend Platz (dauerhaft mindestens 4-6 qm) ein genauso großartiges Leben führen.

  • Besonderheiten im Winter und Sommer

    Es ist wichtig, dass Kaninchen sich ausreichend bewegen, um gesund zu bleiben. Besonders die verschiedenen Jahreszeiten stellen die Tiere in Außenhaltung vor Herausforderungen. Besonders heiße Temperaturen können den Tieren sehr zu schaffen machen. Nagetiere und Kaninchen sind bzw. sollten in Innenhaltung nur geringen Temperaturschwankungen ausgesetzt (sein). Gerade im Sommer ist es in vielen Innenräumen deutlich angenehmer als draußen. Alternativ kann noch mit einer Klimaanlage gearbeitet werden.

    In Außenhaltung können die Tiere hingegen nur schattige Plätze suchen, kühle Erde aufbuddeln, wenig aktiv sein und hoffen, dass der kühle Abend bald kommt.

    Im Winter kann hingegen die Heizungsluft negative Auswirkungen haben und auch höhere Staubbelastung sollte vermieden werden.

    Für gesunde Tiere ist die Außenhaltung kein Problem und die Temperaturveränderungen fördern das Immunsystem.

    In Innenhaltung sollte darauf geachtet werden, das Meerschweinchen und Kaninchen ausreichend Sonnenlicht bekommen, um Vitamin D zu bilden. Sollte es nicht möglich sein, dass die Tiere im Sommer, bspw. auf dem Balkon, zeitweise Sonnenlicht ohne Fensterglas erfahren, dann ist eine UVB-Lampe anzuraten. In Außenhaltung haben die Tiere dieses Problem nicht.

  • Bildergalerie zur Innen- und Außenhaltung

Über die Autoren: Die Burg Nagezahn e.V. ist ein Lebenshof für Nagetiere und Kaninchen in Brandenburg. Es wird durch ein positives Vorleben gezeigt, wie Mensch und Tier zusammenleben können und wie viel Platz diese kleinen Tiere benötigen. So findet man auf der Burg Nagezahn e.V. viele liebevolle und große Lebensräume für die so häufig unterschätzten Tierarten, wie Meerschweinchen, Hamster, Degus uvm. Auf den sozialen Netzwerken, mit Artikeln und Führungen vor Ort macht die Burg Nagezahn auf die Bedürfnisse von Nagetieren und Kaninchen aufmerksam. www.burg-nagezahn.de

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