Kann ich mir ein Tier leisten?

Welche Kosten für die Haltung von Hunden, Katzen und Kleintieren zu bedenken sind

Übersicht über die Kosten eines Tieres. © TASSO e.V.
Vor der Adoption/Kauf eines Tieres sollten sich Tierinteressierte im Klaren darüber sein, dass ein Vierbeiner diverse Kosten verursacht.

Sie möchten ein Tier aufnehmen? In Zukunft Ihren Alltag mit einem Hund, einer Katze oder einem Kleintier teilen? Sie haben sich bereits Gedanken gemacht, welche Tierart es sein soll und ob das mit Ihrer familiären und zeitlichen Situation passt? Dann sind Sie sehr gut vorbereitet auf eine künftige Tierhaltung. Doch da ist noch eine wichtige Frage, die nicht unbeantwortet bleiben darf: Kann ich mir ein Tier wirklich leisten?

Tierhaltung kostet Geld. So viel ist klar. Eine große Rolle spielt auch immer die eigene finanzielle Situation. Was ist, wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie sich eine Tierhaltung nicht leisten können? Diese Frage beleuchten folgende Artikel: 

Welche Kosten fallen an, wenn ich ein Tier aufnehme*

  • Kosten für einen Hund*

    Schutzgebühr/Kosten für den Kauf eines Hundes

    Die Kosten für eine Schutzgebühr bei Tierschutzvereinen oder für den Kauf beim Züchter variieren zwischen 200 und 2.000 Euro.

    Erstausstattung

    Die Liste der Dinge, die im Laufe eines Hundelebens angeschafft werden, ist lang. Sie haben in der Hand, wie groß die Auswahl sein soll und was Sie für die einzelnen Produkte ausgeben möchten. Zur Grundausstattung gehören auf jeden Fall Leine, Geschirr und/oder Halsband, Näpfe, Bürste, Zeckenzange, Liegeplätze sowie eine Lösung für den Transport im Auto (falls Sie Ihr Tier im Fahrzeug mitnehmen möchten). Hinzukommen können unter anderem weitere Leinen und Liegeplätze, verschiedene Spielzeuge, ggf. ein Hundemantel und vieles mehr. Für die Grundausstattung sollten Sie mit Kosten zwischen 100 und 400 Euro rechnen. Vor allem eine sichere Transportlösung, zum Beispiel eine passende Hundebox für Ihr Auto, kann teuer sein. Weitere Informationen zur Erstaustattung finden Sie hier: Ausstattung für Hunde

    Kosten für das Hundetraining

    Häufig ist der Besuch einer Hundeschule oder das Buchen von Trainerstunden angebracht, da hier Mensch und Hund an verschiedenen individuellen Knackpunkten ihres Zusammenlebens arbeiten können. Die Kosten für die Hundeschule sind sehr individuell, anhängig davon, ob Sie beispielsweise für einige Wochen an einem Gruppenkurs teilnehmen (je nach Dauer kann das zwischen 100 und 400 Euro kosten) oder exklusive private Trainingsstunden buchen (hier fallen schnell mehrere hunderte Euro an).

    Haftpflichtversicherung

    Für einen Hund sollte unbedingt eine spezielle Hundehalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden, da Sie als Halter:in immer für Schäden, die durch Ihr Tier entstehen haften. Die Kosten dafür liegen in der Regel zwischen 50 und 100 Euro im Jahr und richten sich nach Anzahl der Tiere und der zu versicherten Schadenssumme.

    Hundesteuer

    In nahezu allen deutschen Kommunen muss für die Haltung von Hunden eine Hundsteuer entrichtet werden. Abhängig davon wo Sie leben, liegt sie zwischen rund 40 und knapp 200 Euro, bei Hunden, die einer Rasseliste angehören kann der Steuersatz um ein Vielfaches höher sein.

    Futter

    Die Futterkosten sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Hier spielt nicht nur eine Rolle, für welche Fütterungsart und welchen Futterhersteller Sie sich entscheiden, sondern auch wie groß Ihr Hund ist und ob er pro Tag 100 oder 1.000 Gramm Futter benötigt oder ob er eventuell Spezialfutter braucht. Kalkulieren sollten Sie ganz grob überschlagen mit 50 Euro für kleine bis mittelgroße Hunde und mit 100-150 Euro für große bis sehr große Hunde.

    Medizinische Grundversorgung

    Impfen, Entwurmen, Kennzeichnen sowie Gesundheitscheck-Ups – auch für gesunde Hunde können Sie allein für die medizinische Grundversorgung mit Kosten zwischen 200 und 400 Euro im Jahr rechnen. Wird Ihr Hund krank, steigen die Kosten schnell exponentiell an. Weitere Informationen finden Sie hier: Unvorhersehbare Kosten

    *Bei den angegeben Kosten handelt es sich lediglich um Richtwerte, die je nach Tier individuell variieren können.

  • Kosten für eine Katze*

    Schutzgebühr/Kosten für den Kauf einer Katze

    Für eine Schutzgebühr bei Tierschutzvereinen oder für den Kauf einer Rassekatze beim Züchter sollten zwischen 100 und 1.500 Euro einkalkuliert werden.

    Erstausstattung

    Für eine Katze sollten Sie in jedem Fall mindestens eine Katzentoilette anschaffen, besser wären zwei (oder gar mehrere), um Unsauberkeit vorzubeugen. Trink- und Futternäpfe sind ebenfalls notwendig. Bei der Erstausstattung muss zwischen Katzen mit Freigang und Wohnungskatzen unterschieden werden. Reine Wohnungskatzen sind durch eine entsprechende Einrichtung darauf angewiesen, ihren natürlichen Bewegungsbedürfnissen nachgehen zu können. So brauchen diese Katzen unbedingt Kratzbäume und idealerweise auch Liegebretter, damit sie klettern, springen und erhöht liegen können. Ein stabiler Kratzbaum kostet ab ca. 100 Euro und kann auch bis zu 1.000 Euro kosten, Liegebretter gibt es oft im Set ab ca. 100 Euro.

    Junge Wohnungskatzen brauchen darüber hinaus auch Beschäftigung und hier sind diverse Spielzeuge sinnvoll. Als kostengünstige Alternative kann man diese Erstausstattung auch selbst machen, hierfür braucht man etwas handwerkliches Geschickt und natürliche Materialien. Weitere Informationen zu Erstausstattung finden Sie hier: Ausstattung für Katzen

    Haftpflichtversicherung

    Auch bei der Haltung einer Katze gilt, dass die Person, die das Tier hält für alle Schäden haften muss. Anders als beim Hund gibt es für Katzen jedoch keine gesonderte Haftpflichtversicherung, stattdessen ist die Katzenhaltung oft in der privaten Haftpflichtversicherung inbegriffen. Das sollten Sie jedoch unbedingt vorab überprüfen. Die Kosten hierfür sind sehr unterschiedlich und hängen vom jeweiligen Versicherungsunternehmen ab. Für eine Erstkalkulation würden wir hier mit Kosten von ca. 30 Eueo pro Monat rechnen.

    Futter

    Bei den Kosten für Katzenfutter macht es einen großen Unterschied, für welche Fütterungsmethode und Futtersorte Sie (oder Ihre Katze) sich entscheiden. Für ein hochwertiges Trockenfutter rechnet man für eine Katze im Schnitt mit 50 Euro pro Monat, Nassfutter schlägt mit ungefähr den gleichen Kosten zu buche.

    Medizinische Grundversorgung

    Auch wenn Ihre Katze gesund ist, für die Grundimmunisierung, Kennzeichnung und eine mögliche Kastration fallen einmalige Kosten in Höhe von mindestens 150 und 300 Euro an. Für Folgeimpfungen und gesundheitliche Check-Ups sollten Sie mit weiteren jährlichen Kosten von etwa 300 Euro planen. Wird Ihre Katze krank, steigen die Kosten schnell exponentiell an. Weitere Informationen finden Sie hier: Unvorhersehbare Kosten

    *Bei den angegeben Kosten handelt es sich lediglich um Richtwerte, die je nach Tier individuell variieren können.

  • Kosten für ein Kleintier*

    Schutzgebühr/Kosten für den Kauf eines Kleintiers

    Ob beim Züchter oder über den Tierschutzverein – zwischen 10 und 50 Euro pro Tier sollten Sie auf jeden Fall einplanen. Bitte bedenken Sie, dass Sie bei nahezu allen Kleintieren mindestens zwei Tiere aufnehmen sollten und diese Kosten daher doppelt anfallen. Alle Informationen zur artgerechten Kleintierhaltung finden Sie hier: Irrtümer bei der Kleintierhaltung

    Erstausstattung

    Kleintiere brauchen je nach Art ein unterschiedlich eingerichtetes Gehege. Sie alle jedoch benötigen ausreichend Platz. Für Kaninchen und Meerschweinchen ist Außenhaltung die artgerechteste Lösung. Große Fertiggehege, die den Anforderungen an eine artegerechte Haltung entsprechen, sind sehr teuer und starten je nach Quadratmeterzahl bei 500 Euro, die Kosten sind nach oben offen. Doch auch wer sein Außengehege selbst baut wird in Summe mit allen Materialien auf ungefähr die gleichen Kosten kommen. Dazu kommen noch die Kosten für die Inneneinrichtung: großes frostsicheres Schutzhaus, mehrere kleinere Häuser, Heuraufen, Weidentunnel, Keramiknäpfe und eine große Buddelkiste dürfen für die Erstausstattung nicht fehlen. Hier kann man wieder mit 200 und 800 Euro rechnen.

    Futter

    Kleintiere benötigen ausreichend frisches und abwechslungsreiches Futter. Bei vielen Tieren stehen Salat und Gemüse, ab und an Obst ganz oben auf dem Speiseplan. Im Sommer bietet sich natürlich alles an, was in der Natur wächst, was die Unterhaltskosten senkt. Doch gerade in den Wintermonaten sind Kleintiere auf zugekauftes Frischfutter angewiesen. Als Kostengrundlage kalkulieren sie hier für zwei Tiere bei Kaninchen oder Meerschweinchen mit mindestes 10 Euro pro Tag, bei Ratten, Hamstern und Mäusen kalkulieren sie mit 5 und 10 Euro pro Tag.

    Medizinische Grundversorgung

    Auch Kleintiere müssen geimpft, entwurmt und regelmäßig untersucht werden. Für ein gesundes Tier sollten Sie 400 Euro an jährlichen Tierarztkosten einplanen. Weitere Informationen finden Sie hier: Unvorhersehbare Kosten

    *Bei den angegeben Kosten handelt es sich lediglich um Richtwerte, die je nach Tier individuell variieren können.

Unvorhersehbare Kosten für die Tierhaltung

Die Kosten für die Tiergesundheit sind vorab kaum einzuschätzen. Denn neben der medizinischen Grundversorgung fallen im Laufe eines Tierlebens ganz individuelle Kosten an. Sei es der Hund, der an einer Allergie leidet, welche entsprechend behandelt werden muss, die Katze, die in einen Unfall verwickelt wurde und nur im Zuge einer teuren Operation gerettet werden kann oder das Kaninchen, das Probleme mit seinen Zähnen hat. Klar ist: Es geht nicht ohne einen Notgroschen. Für mögliche chronische Krankheiten, Allergien, Zahnsanierungen, Operationen nach Unfällen und vieles mehr.

Gerade ältere Tiere sind krankheitsanfälliger und es können plötzlich sehr hohe Summen für die medizinische Versorgung entstehen. Doch nicht nur diese einmaligen Kosten müssen berücksichtigt werden – Ihr Seniortier benötigt auch regelmäßig Routineuntersuchungen. Ein jährliches Geriatrieprofil für Hunde und Katzen macht ab einem gewissen Alter durchaus Sinn und liegt schon alleine bei ca. 250 bis 300 Euro. Sie als Tierhalter:in sind für die Gesundheit Ihres Tieres verantwortlich. Es darf nicht passieren, dass Ihr Tier leiden muss, weil das Geld für eine notwendige medizinische Behandlung fehlt.

 „Wer ein Tier aufnimmt, sollte – sofern es nicht möglich ist, problemlos mehrere tausend Euro für plötzlich auftretende Behandlungen zu zahlen – unbedingt sofort beim Einzug des Tieres beginnen, ein Polster für Krankheiten und Notfälle aufzubauen“, sagt Heike Weber, Leiterin Tierschutz bei TASSO. Eine Möglichkeit wäre ein eigenes Sparkonto, auf das monatlich ein fixer Betrag eingezahlt wird. Neben dem normalen Sparen könnten nach einer kritischen Prüfung der Vertragsbedingungen OP-Versicherungen oder regelrechte Tierkrankenversicherungen passende Lösungen sein. Aber: Augen auf, oft steigen die Beiträge im Alter des Tieres unverhältnismäßig.


Können Sie sich ein Tier leisten?

Haben Sie bei allen bisherigen Punkten entschieden, dass diese für Sie finanziell machbar sind? Dann können Sie sich freudig auf das Abenteuer Tierhaltung einlassen. Kommen Sie zu dem Schluss, dass das finanzielle Risiko zu hoch ist und Sie nicht sicherstellen können, dass Sie ein Tier wirklich ein Leben lang sicher versorgen können? Dann sollten Sie sich – so schmerzhaft es auch ist – zum jetzigen Zeitpunkt nicht dafür entscheiden, ein Tier in Ihrer Familie aufzunehmen. Im Zweifel ist es ein Zeichen wahrer Tierliebe, sich ehrlich einzugestehen, dass die Haltung eines Tieres derzeit nicht möglich ist.


Was tun, wenn Sie sich die medizinische Versorgung des Tieres nicht mehr leisten können?

Natürlich gelten die oben genannten Hinweise nur für die Überlegungen, bevor ein Tier einzieht. Wenn ein Tier bereits bei Ihnen lebt und Sie dann in finanzielle Schwierigkeiten geraten, ist es für das Tier dennoch in vielen Fällen das Beste, wenn es bei Ihnen und damit in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann. Informieren Sie sich aktiv über Hilfsmöglichkeiten in ihrem Umfeld. Denn eines darf nicht passieren: Dass Ihr Tier medizinische notwendige Hilfe aus Kostengründen nicht erhält und unter Schmerzen leiden muss. „Verantwortung für ein Tier zu übernehmen heißt auch, sich selbst einzugestehen, wenn man für das Tier nicht mehr ausreichend sorgen kann – ganz egal aus welcher Not heraus. In dem Fall ist das Beste, was man für sein Tier tun kann, um Hilfe zu bitten. Auch wenn das in letzter Konsequenz heißt, sich von seinem Tier trennen zu müssen.“


*Bei den angegeben Kosten handelt es sich lediglich um Richtwerte, die je nach Tier individuell variieren können.

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