Erwachsenes Tier oder Welpe – Was passt zu mir?

Tipps für die Entscheidung

Ein Welpe und ein erwachsener Hund. ©️ Pixabay
Welpen und erwachsene Hund haben viele Vor- und Nachteile.

Ob groß oder klein, alt oder jung – das Zusammenleben mit einem Heimtier ist für viele Menschen eine große Bereicherung. Vor dem Einzug eines neuen vierbeinigen Familienmitgliedes stellen sich angehende Tierhalter:innen oft die Frage, ob sie ein erwachsenes Tier oder einen Welpen aufnehmen wollen. Welche Vor- und Nachteile hat ein Welpe? Und wie sieht das bei einem bereits erwachsenen Tier aus? In unserem Artikel finden Sie eine kleine Übersicht mit hilfreichen Hinweisen und Anregungen, die Ihnen bei der Entscheidung helfen können.

Ein Welpe zieht ein – Das sollten Sie wissen

Hunde- und Katzenwelpen sind putzig, verspielt und neugierig. Viele Menschen wünschen sich, einen Welpen beim Aufwachsen zu begleiten. Man kennt sein Tier von klein auf, durchlebt die einzelnen Entwicklungsphasen des Tieres mit und kann die Erziehung nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten. Stammt der Welpe aus einer verantwortungsvollen Aufzucht, hat er meist noch keine negativen Erfahrungen gemacht und begegnet seiner Umwelt aufgeschlossen und ohne Vorbehalte. Aber das Zusammenleben mit Hunde- und Katzenwelpen kann auch einige Herausforderungen mit sich bringen, die man vor dem Einzug bedenken sollte:

Stubenreinheit
Hunde- und Katzenwelpen sind in der Regel nicht stubenrein. Hundewelpen müssen erst lernen, ihr Geschäft draußen zu verrichten und Kitten müssen geduldig an den Gang zur Katzentoilette gewöhnt werden.

Welpen-Einmaleins
Welpen müssen wichtige Regeln und Signale für den gemeinsamen Alltag erst lernen. Das Welpen-ABC ist lang und hier benötigt man viel Zeit und Wissen, um die kleinen Hunde und Katzen erfolgreich und vor allem fair in ihrem Lernen zu begleiten. Zudem sind Alltagssituationen und -reize wie Straßenverkehr, Staubsauger, Besuch oder Kinderlärm noch völliges Neuland für junge Hunde und Katzen. An alles Neue müssen sie geduldig und behutsam herangeführt werden.

Alleine bleiben
Welpen können noch nicht alleine bleiben. Sie sind hochsoziale Lebewesen, die bis zum Einzug in ihr neues Zuhause stets in Begleitung von ihrem Muttertier und den Geschwistern waren. Hier erfordert es ein kleinschrittiges Training und viele Kompromisse auf Seiten der Tierhalter:innen bis der gemeinsame Alltag reibungslos läuft.

Änderung der gewohnten Tagesstruktur
Welpen zeigen einen häufigen Wechsel zwischen Schlaf- und Aktivitätsphasen, wobei beide Phasen ausgewogen und ausreichend vorkommen sollten. Die Befriedigung der vielen Bedürfnisse eines Welpen (Fressen, Schlafen, Lösen, Spielen, Schlafen, Lösen, Fressen …) kann die eigene gewohnte Tagesstruktur durcheinander bringen und viel Zeit und Nerven kosten.

Ausgeprägter Spieltrieb
Das Kaubedürfnis und der ausgeprägte Spieltrieb können die Wohnung ordentlich strapazieren. Es kann eine große Herausforderung darstellen, die Wohnung welpensicher zu gestalten und so den kleinen Rackern ein gefahrenfreies Toben und Erkunden zu ermöglichen.

Pubertät
Auf die Welpen-Zeit folgt die Pubertät, die viele Tierhalter:innen und ihre Nerven auf die Probe stellt. Es scheint manchmal, als würden die Tiere im Hormonchaos alles bislang Erlernte vergessen. Hier gilt es durchzuhalten, Verständnis zu zeigen und sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. Leider landen in dieser Zeit viel zu viele Tiere im Tierheim. Bei der Anschaffung eines Welpen sollte einem bewusst sein, dass die Tiere nicht immer süß und klein bleiben, sondern bald als halbstarke Pubertiere ihre Grenzen testen werden.

Sozialpartner
Katzenwelpen sollten nie alleine wohnen. Sie brauchen einen Sozialpartner in ihrem Alter. Sie wollen kuscheln, spielen und toben und vor allem eins: Nicht alleine sein. Einem Kätzchen sollten sie daher ausschließlich mit einem gleichaltrigen Partnertier aufnehmen.

Ausreichende Beschäftigung
Freigängerkatzen können die Welt außerhalb der Wohnung erst erkunden, wenn sie kastriert sind. Die ersten Monate wollen sie daher ausreichend in der Wohnung beschäftigt werden, denn sonst kommt schnell Langeweile auf.

Rücksichtnahme auf bereits im Haushalt lebende Tiere
Sollte im Haushalt bereits ein Tier leben, muss individuell entschieden werden, welches Tier am besten dazu passt. Manche Vierbeiner können mit aufmüpfigen Jungtieren nichts anfangen und sind nicht bereit einen Welpen in ihr Leben zu lassen. 


Ein erwachsenes Tier zieht ein

Natürlich ist auch die Aufnahme eines erwachsenen Tieres mit viel Verantwortung und Arbeit verbunden. Doch einige Dinge haben die Tiere in der Regel bereits gelernt. So sind erwachsene Hunde und Katzen oft schon stubenrein, kennen die Grundregeln im Zusammenleben mit dem Menschen, sind an viele alltägliche Situationen gewöhnt und können häufig schon alleine bleiben. Sie haben die Sturm- und Drangzeit hinter sich und gehen das Leben in vielen Dingen etwas ruhiger an. Außerdem haben sich bei erwachsenen Tieren die Charakterzüge bereits gefestigt. So können Sie oft im Vorfeld Informationen zu den Besonderheiten Ihres Hundes oder Ihrer Katze erhalten. Nicht zuletzt kann es etwas ganz Besonderes sein, wenn ein erwachsenes Tier, das vielleicht auch schon schlechte Vorerfahrungen im Leben gemacht hat, einem sein Vertrauen schenkt. Herausforderungen gibt es aber natürlich auch bei der Adoption eines ausgewachsenen Tieres:

Bereits antrainierte Verhaltensweisen
Im früheren Zuhause haben sich möglicherweise bestimmte unerwünschte Verhaltensweisen bereits gefestigt. Wenn diese schon über einen langen Zeitraum vom Tier gezeigt wurden, können sie sehr hartnäckig sein. Prinzipiell gilt jedoch: Tiere lernen ein Leben lang. Mit Training, Geduld und Verständnis lassen sich auch bei erwachsenen Hunden und Katzen noch viele neue Verhalten trainieren und Probleme beheben.

Schlechte Erfahrung im früheren Leben
Manche Vierbeiner haben Traumata erlitten, bei deren Verarbeitung sie Unterstützung brauchen. Dies kann sehr kräftezehrend sein, schweißt jedoch auch als Team zusammen und lässt oft eine sehr enge und vertraute Bindung wachsen.

Ruhe, Liebe und Geborgenheit geben
Viele Tiere, die eine lange Zeit im Tierheim verbracht haben, benötigen nach dem Einzug in ihr neues Zuhause zunächst Ruhe und Erholung. Die Zeit im Tierheim kann insbesondere für introvertierte Hunde und Katzen strapazierend sein. Hier müssen die eigenen Erwartungen an viele gemeinsame Abenteuer mit dem neuen Familienmitglied erstmal hinten angestellt werden, und der Fokus sollte auf der Vermittlung von sozialer Sicherheit, Geborgenheit und dem Ankommen im neuen Zuhause liegen. Das Tier bestimmt das Tempo.

Kürzere gemeinsame Zeit
Adoptiert man ein älteres Tier, ist die gemeinsame Lebenszeit voraussichtlich kürzer als bei der Aufnahme eines Welpen. Die Lebenserwartung eines Tieres wird jedoch von vielen Faktoren beeinflusst und ist – wie so vieles im Leben – nicht planbar. Umso schöner kann es sein, einem Tier in seinen letzten Lebensjahren ein liebevolles Zuhause zu schenken und jeden gemeinsamen Tag in vollen Zügen zu genießen.


Ob das neue Familienmitglied ein Welpe oder ein erwachsenes Tier sein wird, muss vor dem Einzug gründlich überlegt werden. Wenn die eigenen Möglichkeiten und Erwartungen ehrlich reflektiert und die Lebensumstände berücksichtigt werden, steht dem Einzug des neuen Familienmitgliedes nichts mehr im Wege – ganz egal welches Alter es hat.


© Annelie Fornoff

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