Antwort von Tierarzt Marcus Lewitschek
Sehr geehrte Frau T.
Es ist sicher schwierig, sich bei einer solchen Fragestellung zu entscheiden, wobei hier gibt es keine richtige oder falsche Entscheidung. Wie auch immer Sie sich entscheiden werden, es ist richtig, wenn eine Kastration eh feststeht. Sicherlich ist die Kastration des Rüden wesentlich leichter und nicht so aufwendig, vor allem auch nicht so kostenintensiv wie die Kastration der Hündin, allerdings haben Sie dann beim „Gassi - Gehen“ nach wie vor die Probleme mit anderen Rüden, wenn Ihre Hündin läufig ist. Aus medizinischer Sicht sind die gesundheitlichen Probleme, die im Zusammenhang mit dem Geschlechtsapparat entstehen können, bei der Hündin sicher schwerwiegender. Wenn man sich langfristig evtl. auftretende Probleme ersparen will, wie zum Beispiel eine Entzündung der Gebärmutter bzw. Tumore der Milchleiste bei der Hündin, ist eine Kastration bei ihr vorzuziehen. Die Behandlung dieser Probleme ist in der Regel chirurgischer Natur. Wenn der Rüde Probleme mit der Prostata bekommen sollte, wird die Therapie anfänglich eher medikamenteller Natur sein.
Wenn Sie Ihre Hündin kastrieren lassen würden, ist der beste Zeitpunkt 3-4 Monate nach Ende der Läufigkeit. Im folgenden die Vor und Nachteile einer Kastration bei der Hündin:
"Vorteile":
•Ausbleiben der jährlichen einmalig oder zweimalig auftretenden Läufigkeit und den damit verbundenen "Unannehmlichkeiten".
•Werden die Hündinnen vor der ersten Läufigkeit kastriert, sinkt die Gefahr der Mammatumore (Tumoren der Milchleiste) auf 0,5% des ursprünglichen Risikos
•Findet die Kastration nach der ersten Läufigkeit statt, ist die Wahrscheinlichkeit bezüglich Mammatumoren im Vergleich zu unkastrierten Hündinnen immer noch deutlich reduziert.
•Bei Hündinnen, die zum Blindenhund oder zum Schutzhund ausgebildet werden sollen, wird die Kastration nach der ersten Läufigkeit empfohlen, da das Lernverhalten dann besser sein soll.
•Durch die Frühkastration ergeben sich keine wirklichen Nachteile für Ihren Hund. Die Kastration stellt einen einmaligen Eingriff da.
•Spätere Probleme wie Tumore des weiblichen Genitaltraktes bzw. entzündliche Reaktionen (Pyometra = Gebärmuttervereiterung) können nicht mehr auftreten.
"Nachteile":
•Die unangenehmste Nebenwirkung stellt das Harnträufeln da. Meist äußert sich die Inkontinenz nur im Schlaf oder tritt nicht permanent in Erscheinung. Hunde mit einem Körpergewicht über 20 kg sind häufiger betroffen, als Hunde unter 20 kg. Diese Problematik kann jedoch in der Regel sehr gut medikamentell behandelt werden.
•Gewichtszunahmen: Viele Hündinnen zeigen nach der Kastration erhöhten Futterverzehr bei gleichzeitiger besserer Futterverwertung, was zur schnellen und starken Gewichtzunahme führen kann.
•Welpenfell: Vor allem bei Hunden mit langem glänzendem Fell kommt es in seltenen Fällen zu einem übermäßigen Wachstum des Wollhaares.
•Ebenfalls wird vereinzelt ein kreisrunder Haarausfall im Bereich der Flankengegend beschrieben.
•Insbesondere bei adipösen Hündinnen kann es nach der Kastration durch die Einziehung der Haut im Perinealbereich (Bereich zwischen Vulva und Anus) zu einer tiefen Faltenbildung kommen, in der sich hartnäckige Entzündungen festsetzen können.
Beim Rüden treten kaum Probleme auf, wichtig ist vor allem nach der Kastration, auf das Gewicht zu achten.
Wie auch immer Sie sich entscheiden, Sie können eigentlich keine Fehler machen…
Mit freundlichen Grüßen, M.Lewitschek