Antwort von Tierarzt Marcus Lewitschek
Wellensittiche zählen zu den Schwarmvögeln, die nur innerhalb der Paarungs- und Brutzeit ein territoriales Verhalten an den Tag legen und ansonsten in großen Schwärmen mit zum Teil tausenden von Tieren leben.
Es ist daher grundsätzlich anzustreben, diese Vögel immer zumindest paarweise zu halten. Eine Einzelhaltung ist nicht artgerecht! Im Gegensatz zum weit verbreiteten Irrglauben, stellen Plastikvögel oder Spiegel im Käfig keinesfalls einen auch nur ansatzweise akzeptablen Partnerersatz dar.
Dennoch ist es meist nicht damit getan, einfach einen 2. Wellensittich zu dem vorhandenen Tier zu setzen und zu hoffen, dass die beiden sich ohne Probleme vertragen.
Die erste Überlegung sollte daher zunächst die Wahl des Geschlechts des potentiellen Partners darstellen. Idealerweise sollte man ein getrennt geschlechtliches Paar anstreben. Aber auch die Haltung von 2 Hähnen (also männlichen Tieren) ist meist unproblematisch, wohingegen zwei weibliche Sittiche sich häufig nicht gut vertragen.
Auch dem Alter des schon vorhandenen Vogels sollte Rechnung getragen werden, indem man einen etwa gleichaltrigen Partner anschafft, da gerade Jungtiere vor der Geschlechtsreife meist von älteren Tieren nicht als Partner anerkannt und im Extremfall sogar als störend empfunden werden.
Wurde ein Wellensittich über lange Zeit einzeln gehalten, muss man ins Kalkül ziehen, dass er häufig sehr auf Menschen geprägt ist und anfangs mit einem Artgenossen zunächst wenig anfangen kann. Hier ist besonders die Geduld des Halters gefragt.
Bei einer Vergesellschaftung sollte man langsam und schrittweise vorgehen. Man beginnt zunächst damit, den Tieren räumlich getrennt, aber mit Sichtkontakt zueinander, zum Beispiel in zwei getrennten, aber nebeneinander stehenden Käfigen, die Möglichkeit zur vorsichtigen Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Machen beide Tiere einen interessierten und nicht zu aufgeregten oder gar aggressiven Eindruck (dies kann oftmals einige Tage, evtl. sogar mehrere Wochen dauern), sollte man ein erstes Zusammentreffen, idealerweise auf „neutralem Boden“ ermöglichen, wobei beiden Tieren die Möglichkeit zur Verfügung stehen sollte, sich zurück zu ziehen. Eine Möglichkeit stellt hier zum Beispiel ein gemeinsamer Freiflug dar, bei dem man bei beiden Käfigen die Türe offen stehen lässt.
Wenn die Tiere sich nun einander angenähert haben (auch hier kann es mehrere Anläufe brauchen), kann man schließlich zur Haltung in einem gemeinsamen Käfig übergehen. Dabei ist auf eine ausreichende Größe des Käfigs zu achten (als absolutes Mindestmaß gilt für ein Paar ein Käfig von 50 x 50x 100 cm, pro weiterem Paar sollte dieser um ca. 50 % größer bemessen sein).
Abschließend sei empfohlen, vor einer Vergesellschaftung den Neuzugang tierärztlich untersuchen zu lassen um zu verhindern, dass der neue Partner evtl. Krankheiten oder Parasiten mitbringt und das vorhandene Tier ansteckt.