Straßenhunde & Hundefänger

Beispiellose Jagd auf Rumäniens Straßenhunde

Ein Hund wird qualvoll gefangen © Petra Zipp
Grausamer Umgang mit harmlosen Hunden.

Ausgangssituation

Das Problem der Straßenhunde in Rumänien entstand in der Zeit des Kommunismus, das heißt in den 70er Jahren. Viele Menschen setzten ihre Hunde notgedrungen aus, als ihre Häuser abgebrochen wurden und sie in Wohnblocks ziehen mussten. Gegen die Streuner wurde ein gnadenloser Krieg geführt. Hunderttausende wurden schon barbarisch getötet, sei es mit dem Knüppel oder durch Gift. Und doch blieben die Streuner am Leben. Viele Menschen fütterten die Hunde und versteckten sie vor den Hundefängern. Seit 1993 wurde dann das Problem der Straßenhunde öffentlich diskutiert und die ersten Kastrationskampagnen gestartet. Gutgemeinte Programme wurden leider immer wieder boykottiert, da in Rumänien eine sogenannte Hundefängermafia durch die Existenz der Straßenhunde und ihre Entsorgung verdient.
 
Seit September 2013 gehen „Ceausescus Erben“, die Hundefänger, wieder mit Polizeigewalt, vermummten Schergen und aggressiven Helfern gegen die Hunde und oft auch ihre Menschen vor.

Breaking News Mai 2017: Licht am Ende des Tunnels für Rumäniens Hunde
Ein Brief der rumänischen Tierschützerin Carmen Arsene

Nationale Behörde für Veterinärwesen (ANSVSA) und der rumänische Rechnungshof:
Dienste im Bereich der Verwaltung von Hunden können NUR an solche Vereine/Stiftungen vergeben werden, die im Tierschutz arbeiten.

Aufgrund der Regierungsverfügung Nr. 155/2001, betreffend Streunerhunden, die zum Gesetz Nr. 258/2013 wurde, lautet Artikel 2, Paragraph (4): „Öffentliche Dienstleistungen für Hundeverwaltung dürfen nur an legale Unternehmen, Vereine und Stiftungen vergeben werden, die im Tierschutz tätig sind.“  Dieser Paragraph wurde fälschlicherweise so interpretiert, dass diese Dienstleistungen auch an legale Unternehmen vergeben wurden, die mit Tierschutz nichts zu tun hatten.

Mitte März schickte Geronimo Brănescu, erster Vorsitzender von ANSVA (die rumänische nationale Behörde für Veterinärwesen) einen Brief an Mihai Busuioc, den Gereralsekretär der Regierung, in dem er bekanntgab, dass er mehrere Berichte erhalten hatte, die ihn über illegale Verträge informiert hatten, die im Zusammenhang mit der Steunerhund-Verwaltung an Handelsunternehmen und nicht, wie „gesetzlich vorgeschrieben“, an Tierschutzvereine und Stiftungen vergeben wurden. Der Brief wies auch darauf hin, dass der 2015-Bericht des Rechnungshofs diese Unregelmäßigkeit extra erwähnte. Nachdem ich von dieser Kommunikation erfuhr, die für uns besonders wichtig ist, habe ich den Bericht des Rechnungshofs durchgelesen, und tatsächlich: Auf Seite 281 steht, dass Kontrollen, die der Hof ausgeführt hatte, zu nachfolgenden Anzeigen bei kriminellen Untersuchungsbehörden in 2016 führten, in Bezug auf die folgenden Punkte:
 
i) Illegale Zahlungen für das Einfangen und Transportieren von Streunerhunden von legalen Vereinen, die nicht im Tierschutz arbeiten;
ii) Zahlungen an Handelsunternehmen, die Wucherpreise verlangten, die in keiner Weise begründet und gerechtfertigt waren;
iii) Versäumnis, die legalen Vorschriften einzuhalten, die die Organisation und die Ausführung des Hundefangens im öffentlichen Dienst bestimmen, und das Vorliegen von ungerechtfertigten Zahlungen für solche Dienste.
 
Der erste Vorsitzende von ANSVSA erklärt in dem obengenannten Brief, dass er nicht bevollmächtigt ist, die Verträge, die die Stadtverwaltungen und Gemeinden abgeschlossen haben, zu überprüfen. Er bittet deshalb den Generalsekretär, die nötigen Schritte einzuleiten, um die Verträge zu überprüfen, die die Gemeinden und Stadtverwaltungen in Rumänien unterzeichnet haben, die sich auf Streunerhund-Verwaltung beziehen.
 
Das bedeutet, dass sich die Lage sehr geändert hat, und dass diejenigen von Euch, die zum Beispiel bei einem öffentlichen Shelter in Rumänien helfen, sich ganz dringend dafür bewerben können, die VERWALTUNG der Streunerhunde zu ÜBERNEHMEN – entweder Ihr selber, oder als NGO, oder durch die rumänische NGO, mit der Ihr arbeitet, oder sonst eine NGO (Verwaltung bedeutet das Einfangen von Hunden, die Verwaltung des öffentlichen Shelters, Tierarz-Versorgung, oder ein Teil dieser Tätigkeiten).  Ihr seid natürlich nicht für den finanziellen Teil der Versorgung des Shelters verantwortlich. Es wäre lächerlich und unmöglich, das zu erwarten. Die Stadtverwaltungen und Gemeinden  stellen  unglaublich große Mengen Geld für die Streunerhund-Verwaltung zur Verfügung, die bei Handelsunternehmen oder in ihren eigenen Koffern landen (mindestens 50 % dieser Geldmittel werden für völlig andere Projekte genommen). Bittet sie, euch zu erlauben, diese Dienste für weniger Geld, als das, was sie augenblicklich bezahlen, auszuführen.
 
Falls die Gemeinde/Stadtverwaltung, die bis jetzt mit einem Handelsunternehmen gearbeitet hat, Euer Angebot nicht ohne Schwierigkeiten annehmen will, könnt Ihr dem Rechnungshof über die illegalen Zahlungen, die die Stadtverwaltung oder Gemeinde an das Handelsunternehmen gemacht hat, das augenblicklich die Hunde verwaltet, Bescheid geben. Außerdem könnt Ihr sie auf das oben erwähnte Gesetz hinweisen und erwähnen, dass solche Unregelmäßigkeiten schon vorher vom Rechnungshof gefunden wurden, wie in dem Bericht von 2015 beschrieben.
 
Es macht viel mehr Sinn, die ganze Verwaltung zu übernehmen, anstatt Hunde zu behandeln, die in den Tötungslagern der Stadtverwaltungen und Gemeinden krank wurden. Oder die unterernährt sind und misshandelt wurden. Deren physische und psychologische Erholung kostet sehr viel Geld – während andere dort einfach verrotten, weil sie von den Angestellten getötet werden, oder weil kein Wasser/Futter zu Verfügung stand, oder weil sie keine tierärztliche Versorgung erhielten.
 
Es wäre ein Riesenfortschritt, wenn NGOs die öffentlichen Shelters übernehmen könnten! Und das IST möglich!!!

Brief von Carmen Arsene in Deutsch, Englisch und Rumänisch

Berichte zur Situation von Codrut Feher (Combaterea Abuzurilor) und Petra Zipp (Leiterin Tierschutz Europa bei TASSO e.V.) als PDF-Dateien zum Download:

Problemlösung

  • Gesetzliche Veränderungen für eine nachhaltige und humane Lösung des Straßenhundeproblems
  • Gezielte Unterstützung von Tierheimen durch deutsche Partner, um eine funktionierende Tierheimstruktur zu schaffen
  • Schließung von reinen Tötungsstationen
  • Abschaffung von Kopfprämien für Hunde
  • Hilfestellung für die einkommensschwache Bevölkerung bei der Kastration, Kennzeichnung und Registrierung ihrer Tiere

So können Sie helfen!

Helfen Sie uns helfen! Spenden Sie für die rumänischen Hunde.

 

Weiterführende Informationen

Korrupte Politiker und Lokalfürsten, eine Hundefängermafia und ein tragischer Unfall, bei dem ein vierjähriger Junge von einem Hund getötet wurde, sind der ideale Cocktail für eine beispiellose Jagd, die im September 2013 wieder einmal auf Rumäniens Straßenhunde begonnen hat.
 
Am Montag, den 2. September 2013, ereignete sich in Bukarest ein tragischer Unfall. Ein vierjähriger Junge, der unbeaufsichtigt in einem Park auf eine angrenzende Brachfläche lief, wurde von einem Hund angegriffen und getötet. Ministerpräsident Victor Ponta fand die richtigen Worte, als er das Unglück als „Tragödie“ bezeichnete. Bei aller Trauer um diesen schlimmen Vorfall, setzte in den Folgetagen eine bislang auch für rumänische Verhältnisse beispiellose Hatz und mediale Hetzkampagne gegen Straßenhunde ein. Populistische Politiker sprangen nur allzu gern auf den Zug auf und schürten die Hetzkampagne. Straßenhunde sind ein Thema, mit dem man in Rumänien im Wahlkampf immer punkten kann.
 
Der rumänische Präsident Traian Basescu drängte am Folgetag der Tragödie die Regierung eine Notfall-Verordnung zu erlassen, welche die Tötung aller Straßenhunde vorsieht. Einige Büros von lokalen und ausländischen Tierschutzorganisationen mussten aufgrund von Morddrohungen vorübergehend schließen.
 
Der wahre Grund für diese medial inszenierte Massenhysterie ist wie so oft das Geld. In Rumänien gibt es eine Tierfängermafia, welche die Straßenhunde-Population künstlich hoch hält und jede sinnvolle Form der Populationskontrolle (Kastrieren und Wiederaussetzen) torpediert. Immerhin geht es bei der Hundefängerei und Entsorgung um ein Millionengeschäft und für Rumäniens Hundefänger begannen 2013 nun wieder goldene Zeiten. Der tragische Vorfall am Montag war für die Hundefänger-Mafia eine willkommene Gelegenheit, diese Geldquelle erneut anzuzapfen.
 
Der rumänische Tierrechtler Claudiu Dimitriu, selbst Vater einer kleinen Tochter und Zeuge der dramatischen Entwicklung, brachte die Verflechtungen und Hintergründe im Krisengebiet treffend auf den Punkt: „Wann hat sich ein Präsident je dafür interessiert, dass noch heute Kinder in Kliniken sterben müssen, weil unsere Regierung nicht in das Gesundheitswesen investiert? In unserem Land können Kinder auf Fußgängerwegen von Politikern angefahren und Kinder von ihren schlagenden Eltern misshandelt werden, Kinder sterben in brennenden Häusern, ertrinken, lassen bei Verkehrsunfällen und durch die Fahrlässigkeit von Ärzten ihr Leben – doch dieses korrupte, graue und scheinbar zukunftslose Land weiß nach dem tragischen Kindestod nun endlich, wer die wahren „Schuldigen“ sind: Die Straßenhunde, an denen sich jeder Mensch für alle erlittene Schmach rächen kann.“
 
Dokumentation über die Geschehnisse in Rumänien im Herbst 2013 nach dem Tod des kleinen Ionut durch angebliche Straßenhunde
 
13.09.2013 – Rumänischer Parlamentsbeschluss legitimiert Tötung von Straßenhunden
16.09.2013 – Rumänisches Gesetz zur Tötung von Straßenhunden tritt noch nicht in Kraft, das Verfassungsgericht wird angerufen
20.09.2013 – TASSO schickt Petition ans rumänische Verfassungsgericht: 67.000 Unterschriften gegen den Hunde-Massenmord in Rumänien
25.09.2013 – Tierschützer sind entsetzt: Rumänisches Verfassungsgericht legalisiert Massentötung von Hunden
 
Die Filmemacherin und Produzentin Claudia Buthenhoff-Duffy aus Berlin zeigt die Hintergründe und Zusammenhänge zwischen Tierleid und dem Leid von Menschen, die diesem Tierleiden hilflos ausgeliefert sind – Rumänien, ein Land am Abgrund der Brutalität, aber auch mit einem Hoffnungsschimmer. Das grenzenlose Leid treibt NGOs, viele kleine Gruppen und Einzelpersonen an, gegen das Grauen zu kämpfen, Zivilcourage zu zeigen und weiter an der humanen Lösung des Straßenhundproblemes zu arbeiten. Hier geht es zum Film:
Tierschützer kämpfen für die Straßentiere.
 
09.01.2015 – TASSO appelliert an den neuen rumänischen Präsidenten Klaus Johannis, die Tötungen sofort zu stoppen, korrupte Hundefänger aus ihren Positionen zu entfernen, zu tierschutzgerechten Kastrationsprogrammen zurückzukehren und diese zu finanzieren.
 
Hier finden Sie den Brief. Bis heute erfolgte keine Reaktion.
 
02.02.2015 – Der EU-Abgeordnete Stefan B. Eck reicht im Präsidialamt des rumänischen Staatsoberhauptes protokollarisch korrekt das offizielle Gesuch der Intergroup for Animal Welfare and Conservation bezüglich eines Treffens mit Klaus Iohannis ein. Das offizielle Schreiben wurde von den MEP's Wojciechowski und Eck im Namen der Intergroup for Animal Welfare and Conservation unterzeichnet. Bis heute kam kein Termin zustande.

Seit 2015 europaweite Proteste gegen das Töten von Straßenhunden
 
„Wir werden nicht locker lassen, bis das Töten der Hunde in Rumänien ein Ende hat.“ Das war der Tenor aller Redner bei den Veranstaltungen im April und Mai 2015 gegen das grausame Vorgehen der rumänischen Regierung gegen die Streunerhunde. Kritisiert wird vor allem, dass das finanzielle Interesse am Einfangen und Töten der Hunde sowie auch das Kennzeichnen der Hunde durch Mikrochip zu überhöhten Preisen ein sinnvolles Streunerhundmanagement verhindern. Alle Hoffnungen richten sich derzeit auf den neuen rumänischen Präsidenten Klaus Johannis, der energisch gegen Korruption vorgeht (leider allerdings noch nicht im Bereich des Hundefangens).
 
Beim 4. Internationalen PROTEST gegen die Tötung der Streunerhunde in Rumänien kamen unter dem Motto „YES! WE CARE” (JA, WIR SORGEN UNS) am 16. Mai 2015 Menschen in über 25 Städten in Deutschland, Österreich, Italien, England … (und natürlich auch in einigen Städten in Rumänien) zusammen, um gegen die Tierquälerei zu protestieren.
 
In der Öffentlichkeit stehende Personen wie Barbara Rütting, die ehemalige bayerische Landtagsabgeordnete, Schauspielerin und Autorin zahlreicher Fachbücher über Vegetarismus und Veganismus, Daniela Böhm, Maja von Hohenzollern, viele weitere Prominente, der rumänische Tierrechtler Claudiu Dumitriu, der rumänische Parlamentarier Remus Cernea, der EU-Abgeordnete Stefan Bernhard Eck, Petra Zipp von TASSO e.V. und viele Tierschutzvereine beteiligten sich an den Protesten und kämpfen weiter für die Rechte der Tiere.

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TASSO-Spendenkonto: DE78 5105 0015 0238 0549 07

Film: Schicksal rumänischer Straßenhunde

Dezember 2015  Hundeleben – Ein Film über das Schicksal rumänischer Straßenhunde

A dog's life

Documentation: Destiny of stray dogs in Romania

2015: Demo gegen das Töten

Film von Jürgen Kreis von der DEMO in Stuttgart 2015.

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TASSO-Videos

Alles zu den Aufgaben von TASSO in Bildern

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