zurück zur Übersicht

Scheide lecken

von Ewa Z.

Hallo zusammen, meine Hündin, die 16 Jahre alt und kastriert ist, schleckt sich sehr viel an Vagina. Sie fährt auch ab und zu Schlitten. Die Vulva ist gerötet. Die Blutwerte waren von Anfang an in Ordnung. Vor ein paar Monaten war das richtig schlimm, sie ist sogar in der Nacht aufgewacht um sich zu schlecken. Hat auch im Schlaf Urin verloren, war allgemein schlapp und apathisch, hat auch kein Appetit mehr gehabt.Sie bekam Antibiotikum, es war danach viel besser, später war sogar das Lecken und Urinieren komplett weg, war wieder lebendig und hat auch wieder gegessen. Sobald das Medikament zu wirken aufhörte ging’s wieder von vorne los. Jetzt weigern sich die Ärzte weiterhin Antibiotikum zugegeben, weil alle Blutwerte in Ordnung sind. Es ist auch keine Dauerlösung, das ist mir auch klar. Hat es Sinn ein Abstrich zu machen? Welche Untersuchungen kann man noch durchführen? Bitte helfen Sie mir, ich weiß nicht mehr weiter.

Tierärztin Janina Rohde

Antwort von Tierärztin Janina Rohde

Hallo Frau Z.

die von Ihnen geschilderten Symptome Ihrer 16-jährigen, kastrierten Hündin – häufiges Schlecken an der Vulva, Rötung, gelegentliches „Schlittenfahren“, Inkontinenz, zeitweise Apathie und Appetitlosigkeit – deuten auf ein wiederkehrendes Problem im Bereich der Harn- oder Geschlechtsorgane hin. Dass sich die Beschwerden unter einer antibiotischen Behandlung deutlich gebessert haben, nach Absetzen jedoch erneut auftraten, spricht für ein chronisch-rezidivierendes Geschehen, das bisher nicht vollständig diagnostiziert oder therapiert wurde.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht sinnvoller diagnostischer Schritte, die Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt besprechen sollten:

  1. Urinuntersuchung inklusive bakteriologischer Kultur mit Antibiogramm
    Eine routinemäßige Urinuntersuchung reicht in solchen Fällen meist nicht aus. Wichtig ist eine sterile Uringewinnung (beispielsweise mittels Zystozentese), um eine aussagekräftige mikrobiologische Untersuchung zu ermöglichen. Zusätzlich sollte ein Antibiogramm erstellt werden, um gezielt über eine mögliche Antibiotikatherapie entscheiden zu können. Auch eine Sedimentuntersuchung und die Bestimmung des spezifischen Gewichts liefern wichtige Hinweise.

  2. Vaginalabstrich mit zytologischer und mikrobiologischer Untersuchung
    Gerade bei kastrierten Hündinnen kann es durch hormonelle Veränderungen zu einer sogenannten juvenilen oder senilen Vaginitis kommen. Ein Abstrich kann Aufschluss über Entzündungszellen, das Zellbild sowie mögliche Keime wie Bakterien oder Hefen geben. Gegebenenfalls sollte auch hier eine Kultur mit Antibiogramm erfolgen.

  3. Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Harntrakts
    Diese Untersuchung dient der strukturellen Beurteilung von Blase, Harnleitern und Nieren. So können Blasensteine, Polypen, Wandverdickungen, Tumoren oder Restharn erkannt werden. Auch ein Blick auf den Gebärmutterstumpf bei kastrierten Hündinnen ist sinnvoll, um beispielsweise eine Stumpfpyometra auszuschließen.

  4. Beurteilung der Vulva und der umliegenden Hautregion
    Manche Hündinnen – insbesondere kastrierte oder übergewichtige – neigen zu einem sogenannten perivulvären Dermatitis-Komplex, der mit Juckreiz und Entzündung einhergeht. Auch eine anatomisch stark eingefallene oder eingelegte Vulva kann chronische Irritationen und Infektionen begünstigen.

  5. Abklärung einer möglichen Inkontinenz
    Wenn zusätzlich Urin verloren wird, kann eine hormonell bedingte Inkontinenz vorliegen. Diese wird meist nur dann vermutet, wenn infektiöse und strukturelle Ursachen ausgeschlossen wurden. Es gibt hierfür medikamentöse Optionen, die jedoch erst nach abgeschlossener Diagnostik in Betracht gezogen werden sollten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein erneuter Einsatz von Antibiotika ohne gezielte Diagnostik ist bei chronischen oder wiederkehrenden Symptomen nicht sinnvoll und kann langfristig zu resistenten Keimen führen. Ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen ist entscheidend, um die genaue Ursache zu finden und eine gezielte, nachhaltige Therapie zu ermöglichen.

Ich empfehle Ihnen, eine tierärztliche Praxis mit internistischer oder urologischer Erfahrung aufzusuchen, die sowohl über Möglichkeiten zur mikrobiologischen Probengewinnung als auch zur bildgebenden Diagnostik verfügt.

Viele Grüße
Janina Rohde

758.548 „Gefällt mir“-Angaben

Danke für die vielen Likes!

TASSO-Videos

Alles zu den Aufgaben von TASSO in Bildern

Newsletter

Bleiben Sie immer auf dem Laufenden!

Cookies

Liebe Tierfreunde,
um unsere Webseite optimal auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen, verwenden wir Cookies. Einige Cookies sind technisch notwendig (essentiell), damit unsere Webseite funktioniert. Zudem verwenden wir Cookies zu Marketing- und Statistik-Zwecken, um Ihnen ein noch besseres Webseiten-Erlebnis zu bieten. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und diese jederzeit unter „Cookie-Einstellungen“ einsehen und ändern. Erklärung zur Nutzung von Cookies auf unserer Webseite Datenschutzerklärung