Spiele und Beschäftigung für Hunde

Tipps für die aktive Beschäftigung und bedürfnisorientiertes Spielen mit Hund

Ein Hund spielt mit einem Schnüffelteppich. © TASSO e.V.
Hündin Lilly sucht im Schnüffelteppich nach Leckereien.

Ausgiebige Spazierrunden, Wanderungen, Treffen mit Hundefreunden, Hundesport – es gibt viele Möglichkeiten Hunde auszulasten und zu beschäftigen. Aber es muss nicht immer gleich das große Abenteuer sein, manchmal reichen kurze Spieleinheiten mit dem Hund, um ihn bedürfnisorientiert auszulasten und glücklich zu machen. In diesem Text finden Sie jede Menge Spielideen und Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Spiel und Beschäftigung für Hunde.

Gemeinsames Spielen stärkt die Hund-Mensch-Beziehung

Hunde brauchen viel weniger Beschäftigung als wir Menschen oft denken. Die meiste Zeit des Tages, nämlich 16 bis 20 Stunden, ruhen, dösen oder schlafen Hunde. In der restlichen Zeit begleiten sie uns im Alltag. Dabei müssen sie häufig funktionieren: Während des Plauschs mit der Nachbarin kurz warten, den Hund am Zaun nicht anbellen, das Fahrrad nicht jagen und die Lieblingskollegin bitte nicht anspringen – die Erwartungen an unsere Hunde im Alltag sind oft hoch. Umso wichtiger ist es, dass der Hund auch Dinge machen darf, die ihm richtig Freude bereiten und die seinen Bedürfnissen entsprechen. Neben echter „Freizeit“, in der der Hund einfach rennen, buddeln und „Hundedinge“ machen darf, ist bedürfnisorientierte Beschäftigung mit dem Menschen für viele Hunde ein echter Gewinn an Lebensqualität und ein wichtiger Baustein der Hund-Mensch-Beziehung. Regelmäßiges Spielen fördert außerdem das Selbstvertrauen des Hundes, stärkt die Emotionsregulation und kann sich positiv auf das Körpergefühl und die Fitness auswirken.

So viel körperliche und geistige Auslastung braucht ein Hund wirklich

Hier gibt es keine pauschale Regel, denn die Bedürfnisse von Hunden unterscheiden sich je nach Alter, Rasse, Charakter, Umfeld und Gewohnheit. Hunde, die im Alltag viel erleben, weil sie ihre Menschen zum Beispiel als Bürohunde begleiten oder in trubeligen Familien mit Kindern leben, benötigen in der Regel mehr Fokus auf ausreichend Ruhe als auf besonders viel Auslastung. Dennoch ist qualitativ hochwertige „Hundezeit“ gerade für diese Hunde wichtig. Oft reichen kurze Spiel- oder Beschäftigungseinheiten von 10 bis 15 Minuten an einigen Tagen der Woche schon aus, um sich positiv auf die Lebensqualität des Hundes auszuwirken. Neben der geistigen Beschäftigung sollte ein Hund ausreichend Möglichkeit haben, sich zu bewegen. Dauer und Anzahl der Spaziergänge, die ein Hund benötigt, variieren von Hund zu Hund und sind von seinem Alter, Gesundheitszustand, Bewegungsdrang und dem Umfeld (z. B.: Möglichkeit des Auslaufs im Garten) abhängig. Besonders wertvoll ist dabei die freie Bewegung, bei der der Hund Tempo, Dauer und Intensität selbst regulieren kann. Wenn ein Hund nicht regelmäßig im Freilauf oder an einer mindestens zehn Meter langen Schleppleine läuft, kann gesicherter Freilauf auf angemieteten Hundeausläufen, in Freilaufgruppen oder in eingezäunten Gärten ermöglicht werden. Grundsätzlich ist nicht die Dauer der Aktivitäten entscheidend, sondern die Qualität. 15 Minuten mit einem Hundefreund im Freilauf kann für manch einen Hund mehr Auslastung und Zufriedenheit bedeuten als ein einstündiger Spaziergang an der Leine – und für einen anderen Hund wären 15 Minuten Nasensuchspiele viel erfüllender als das freie Spiel mit Artgenossen.

Ausgelassene und zufriedene Hunde kommen gut zur Ruhe, sind in der Lage auch in aufregenden Situationen ihre Emotionen zu regulieren und stecken Tage, an denen nicht all ihre Bedürfnisse erfüllt werden, gut weg. Bei Hunden, die schnell stark erregt sind, nur schlecht in die Ruhe finden und bei Hunden, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, sollte die Balance zwischen Ruhe und Auslastung überprüft werden.


Hund ist mit einem Hütchenspiel beschäftigt © TASSO e.V.
Kenzy spielt das Hütchenspiel.

4 einfache indoor Spielideen für Hunde

1. Schnüffelspiele: Grundsätzlich haben die meisten Hunde großen Spaß an Nasenarbeit. Kein Wunder, schließlich haben Hunde bis zu 60 Mal mehr Riechzellen als Menschen und nehmen Gerüche dadurch viel intensiver wahr. Entsprechend wertvoll ist dieses Organ für unsere Hunde. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Nase des Hundes spielerisch zu fördern. Es kann mit der Suche nach Leckereien in der Wohnung beginnen und über das Erschnüffeln verschiedener Gegenstände sogar bis zum Auffinden von Personen oder Anzeigen bestimmter Objekte reichen. Einiges davon verlangt viel Training, anderes funktioniert ohne Vorarbeit. Die Suche nach versteckten Leckerlies oder Kauartikeln beherrschen die meisten Hunde ganz von alleine, wichtig ist nur, dass man die Schwierigkeit langsam steigert, so dass der Hund besonders am Anfang schnell Erfolg hat und motiviert bei der Sache bleibt.  

Auch sogenannte Schnüffelteppiche sind gut geeignet, um die Nase des Hundes zu fordern. Schnüffelteppiche bestehen aus Stofffransen, zwischen denen Trockenfutter oder Leckerlies versteckt werden. Die Teppiche gibt es im Handel in allen Formen und Größen, teilweise mit Taschen, Klappen und anderen Herausforderungen. Sie können aber auch ganz leicht selbst aus alten Stoffresten geknüpft werden. Hier finden Sie eine einfache Schnüffelteppich-Anleitung.

Achtung: Da viele Spiele für Hunde mit Futter verbunden sind, achten Sie darauf, dass Ihr Hund insgesamt nicht zu viel Futter bekommt. Ziehen Sie die Leckereien, die es zwischendurch gibt, zum Beispiel von der täglichen Futtermenge ab oder verwenden Sie für die Spieleinheiten einen Teil der Tagesration, um Übergewicht vorzubeugen. Viele Hunde arbeiten auch für Apfel-, Gurken oder Möhrenstücke, besonders wenn die mit ein bisschen Wurst oder Käse gemischt wurden und so den besonders leckeren Geruch und Geschmack angenommen haben.

2. Denk- und Tüftelspiele: Viele Hunde haben große Freude daran, sich ihr Futter zu erarbeiten. Denk- und Tüftelspiele, in denen Futter hinter Schiebetüren, Klappen und Riegeln versteckt ist und nur nach bestimmten „Schachzügen“ des Hundes auftaucht, stehen bei vielen Hunden hoch im Kurs. Die Spielzeuge sollten aus natürlichen Materialien wie Holz oder Naturlatex bestehen und fordern Geduld und Geschick von Ihrem Vierbeiner. Bestücken Sie die Spielzeuge anfangs mit sehr beliebtem Futter und gestalten Sie die Herausforderungen so, dass Ihr Hund schnell Erfolg hat. Wenn Ihr Hund auf den Geschmack gekommen ist und konzentriert tüftelt, können Sie die Schwierigkeit erhöhen. Es müssen aber gar nicht gekaufte Produkte sein. Schon in Papier oder Pappe eingewickelte und versteckte Leckereien beschäftigen Hunde lange. Wichtig ist jedoch, dass die Gegenstände, die der Hund dabei ins Maul nimmt, keine schädlichen Stoffe enthalten und dass er nichts verschlucken kann.

TASSO-Tipp: Eine schöne Denkaufgabe für Hunde ist auch das Hütchenspiel. Hierbei werden einige Becher falsch herum auf den Boden gestellt und unter einem wird ein Leckerli versteckt. Nun wird die Reihenfolge der Becher vor den Augen des Hundes vertauscht. Anschließend erhält der Hund die Aufgabe, die Leckerlis zu suchen. Wenn der Hund dabei den richtigen Becher anstupst, darf er die Belohnung bekommen.

3. Fitnessparcours: Wenn Sie die Bewegung des Hundes innerhalb der Wohnung fördern möchten, könnten Sie je nach vorhandenem Platzangebot, Größe und Gesundheit des Tieres auch einen Indoor-Parcours errichten. Bauen Sie einen Slalom und kleine Hürden auf. Zur Förderung der Balance können große Kissen genutzt werden, auf denen der Hund einen Moment steht und über Leckerlies geführt kleine Gewichtsverlagerungen von einer zur anderen Körperseite durchführt. Sie können auch Schnüffelstationen und Tricks, die ihr Hund bereits kann, einbauen. So lange Sie darauf achten, dass keine Verletzungsgefahr besteht und Sie Ihr Tier nicht überfordern, sind der Fantasie hier kaum Grenzen gesetzt und mit wenig Zubehör entsteht schnell ein abwechslungsreiches Zirkeltraining, das Kopf und Körper fordert.

Um das Erregungslevel nicht zu hoch zu pushen, sollten immer wieder kurze Pausen eingebaut werden. Dabei kann der Hund entweder lernen, auf einer Decke zu liegen, oder sich für einen Moment mit einem Kauartikel selbst zu beschäftigen. Insbesondere dieser Wechsel zwischen Aktivität und entspanntem Warten fallen vielen Hunden schwer. Sehen Sie diese Phase als einen Teil des Trainings und unterstützen Sie Ihren Hund dabei. Kein Hund muss ohne Vorübung mehrere Minuten auf seiner Decke liegen können. Belohnen Sie kleine Teilschritte oder erleichtern Sie Ihrem Hund das Runterfahren, indem Sie sich zu ihm setzen und gemeinsam entspannen. Hilfreich sind für Hunde immer klare Settings, die ihnen eine gewisse Vorhersehbarkeit geben und einen deutlichen Unterschied zwischen Action und Entspannung signalisieren. Sie können für die Pausen zum Beispiel den Raum wechseln oder entspannte Musik hören. Umgekehrt können Sie die Arbeitsphase durch das Tragen eines bestimmten Halsbandes („Arbeitskleidung“) markieren. Je mehr Klarheit der Hund über die Erwartungshaltung an ihn hat, desto leichter kann er sein Energielevel anpassen und seine Emotionen regulieren.

4. Tau- und Zerrspiele: Beliebt bei Mensch und Hund ist auch das Spielen mit sogenanntem Zerrspielzeug. Dabei ziehen Mensch und Hund jeweils an einem Ende und kämpfen spielerisch um das Spielzeug. Diese Art des Spielens kann die Beziehung stärken und fördert das Selbstvertrauen des Hundes. Während man früher noch gedacht hat, dass Hunde in diesem Spiel nicht gewinnen sollten, da sie sich sonst dem Menschen überlegen fühlen, weiß man heute, dass Hunde diese soziale Interaktion als Spiel einordnen können und ein Gewinn keine negativen Folgen für die Beziehung zum Menschen hat. Im Gegenteil, Hunde die häufig gewinnen, zeigen sich ihrem Menschen zugewandt und sind motiviert, weiter zu spielen. Vorsicht gilt insbesondere während des Zahnwechsels und bei sehr wilden Spielern. Um Zahnverletzungen vorzubeugen kann der Mensch die Intensität des Spiels regulieren und starken Zug auf die Zähne vermeiden. Grundvoraussetzung für Spiele mit Spielzeugen ist, dass der Hund keinen Stress in der Anwesenheit von Ressourcen – in diesem Fall dem Spielzeug – hat, denn sonst wird aus dem Spiel schnell eine ernste Bedrohungssituation.


So können Sie sich mit Ihrem Hund auch auf dem Spaziergang beschäftigen

Inselspaziergänge: Für Menschen, die ihren Hund auf dem Spaziergang beschäftigen möchten, ist der Inselspaziergang eine gute Möglichkeit, die Runden abwechslungsreich und gleichzeitig vorhersehbar zu gestalten. Bei Inselspaziergängen werden verschiedene Stationen („Inseln“) angesteuert, an denen Aktivitäten stattfinden. Für unsichere Hunde empfiehlt es sich, immer die gleichen Aktivitäten an den entsprechenden Inseln durchzuführen, denn das gibt ihnen Sicherheit und fördert das Selbstvertrauen. Mögliche Stationen sind Balanceübungen an Baumstämmen oder Mauern, Leckerlies suchen an Bäumen oder eine Abkühlung der Pfoten an einem Bach. Mehr zur Gestaltung von Aktivitäten auf Spaziergängen, insbesondere für unsichere Hunde, finden Sie hier: Inselspaziergänge.

Wald-Agility: Die besten Hindernisse findet man in der Natur. Nutzen Sie eine Baumreihe für einen kleinen Slalom, einen umgefallenen Baum als Sprunghindernis oder zum Blancieren und Baumstümpfe als Podest, auf denen Ihr Hund je nach Größe und Fitness, sitzen, stehen oder liegen kann. Große Steine können mit den Vorderpfoten erklommen werden und dienen so als Stretch-Hilfsmittel. Profis können die Steine auch rückwärts mit den Hinterpfoten betreten.

Die Parkbank: Eine langweilige Parkbank kann schnell zum Sportgerät werden. Üben Sie mit Ihrem Hund, dass er auf ein Signal hin die Bank umrundet und steigern Sie nach und nach die Distanz, aus der Sie Ihren Hund losschicken. Hunde können auch unter der Bank durchkrabbeln oder mit den Vorderpfoten auf die Bank steigen und dann mit einem Leckerli in verschiedene Dehnhaltungen geführt werden. Neben den ganzen Aktivitäten eignet sich die Bank natürlich auch hervorragend für eine Pause und Ruheübung auf dem Spaziergang. Selbstverständlich sollten Sie die Bank zur Beschäftigung des Hundes nur nutzen, wenn keine andere Person die Bank nutzen möchte und darauf achten, dass die Bank nicht beschmutzt oder beschädigt wird.


Was tun, wenn mein Hund nicht spielen möchte?

Um ausgelassen mit ihrem Menschen spielen zu können, müssen Hunde sich sicher fühlen und ein gewisses Vertrauen in ihre Bezugsperson aufgebaut haben. Gerade bei Hunden, die schon durch mehrere Hände gegangen oder auf der Straße oder im Tierheim aufgewachsen sind, kann es einige Zeit dauern, bis sie Erkundungs- und Spielverhalten zeigen. Diese Hunde benötigen vor allem Zeit und Menschen, die ihre Körpersprache lesen, ihre Bedürfnisse erkennen und ihre Emotionen unterstützen. Manche Hunde können anfangs besser mit Artgenossen als mit Menschen spielen. Durch das regelmäßige Spiel mit anderen Hunden können Selbstvertrauen und Wohlbefinden wachsen und Spielverhalten zunehmend auch in anderen Situationen gezeigt werden.

Wenn ein Hund, der eigentlich gerne spielt, plötzlich nicht mehr spielen möchte, ist dies immer ein Warnzeichen. Ursächlich können Schmerzen im Bewegungsapparat, Appetitlosigkeit und Übelkeit oder andere gesundheitliche Probleme in Frage kommen, die immer tierärztlich abgeklärt werden sollten.

Fazit

Spiel und Beschäftigung tun Mensch und Hund gut, fördern das Wohlbefinden und die Resilienz und wirken sich positiv auf die Mensch-Hund-Beziehung aus. Dabei kommt es nicht auf die Dauer, sondern vielmehr auf die individuell passende Aktivität an. Neben der körperlichen und geistigen Auslastung ist es wichtig, für ausreichend und erholsame Ruhezeiten für den Hund zu sorgen.

 

 

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