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Enzephalitozoon Cuniculi

von Stephanie K.

Wir haben uns vor 3J.einen grauen Wiener geholt. Vor gut 1J. hat er angefangen, mehr zu trinken und auszuscheiden. Beim TA haben wir das erwähnt, aber sie ist nicht drauf eingegangen, wir haben uns nichts weiter dabei gedacht. Letzten Dienstag fing er auf einmal an "schräg zu hoppen" und kippte nach links um. Wir sind direkt zur TÄ. Sie sagte, er hätte Ohrmilben und spritzte ihm was. Dann sagte sie, er könnte noch etwas neurologisches haben ähnlich wie Enzephalopathie beim Menschen und gab ihm AB +VitB. Am nächsten Tag gab es keine Anzeichen für eine Verschlechterung. Am Abend bekam er nochmal die Medis. In der Nacht ist er dann leider verstorben! Ich hab gelesen, dass vermehrtes Trinken und Wasserlassen Symptome für E.C. sein können. Da der Erreger auf Gehirn und Niere zuerst geht und sonst wohl auch die inneren Organe befällt. Dann hab ich gelesen, dass beim geringsten Verdacht ein Wurmmittel gegeben werden muss und dass bei einer Blutabnahme der Erreger 100% festzustellen ist. Stimmt es, dass der Parasit übers Futter aufgenommen wird und in den Zellen lebt und sich da weiter vermehrt? Es steht auch nicht überall, ob eine Nierenentzündung ein Anzeichen ist bzw. haben wir uns leider nichts weiter dabei gedacht, dass der arme Kerl mehr trinkt. Er wirkte kerngesund, es gab keine Anzeichen zur Beunruhigung. Versterben Kaninchen so schnell an E.C.? Hätte eine Nierenentzündung noch andere Anzeichen gehabt? Hat es ein gutes Jahr gedauert, dass der Parasit von der Niere zum Gehirn gekommen ist oder wie muss ich mir das vorstellen? Gibt es nur die Anzeichen, dass er direkt neurologische Ausfälle hat oder eben evtl eine Nierenentzündung?Kann man dieser Erkrankung irgendwie vorbeugen? Warum hat uns die TÄ nicht darauf hingewiesen, dass es auch die Erkrankung sein kann oder eben auch "nur" eine Nierenentzündung?Ist der arme Kerl gestorben, obwohl man es hätte verhindern können oder ist diese Erkrankung so heimtückisch?:((

Tierärztin Dr. Anette Fach

Antwort von Tierärztin Dr. Anette Fach

Sehr geehrte Frau K., ich finde es traurig, dass Sie Ihr Kaninchen verloren haben. Ich verstehe, dass Sie noch viele offene Fragen diesbezüglich haben. E.c. ist ein Parasit, der nur innerhalb von Zellen überlebt. Infizierte Tiere scheiden mit ihrem Urin zeitweise Sporen aus, mit denen andere Tiere und auch der Mensch infiziert werden können. Menschen sind vermutlich nur gefährdet, wenn sie immunsupprimiert sind. Dies ist z.B. bei einer HIV Infektion oder bei Transplantatpatienten der Fall. 20-95 % aller Kaninchen (je nach Gegend) haben einen Titer (=Antikörperspiegel im Blut) auf E.c.. Das bedeutet, dass ihr Immunsystem mit dem Erreger Kontakt hatte. Dies bedeutet aber noch nicht, dass diese Tiere an E.c. erkranken werden oder erkrankt sind. Um bei einer Infektionskrankheit sicher zu sein, dass ein Patient eine aktuelle Infektion hat, braucht man einen direkten Nachweis des Erregers und nicht nur der Spuren im Immunsystem, die der Erreger hinterläßt. Bei E.c. ist dies im Urin oder in Gehirnflüssigkeit mit einer molekularbiologischen Untersuchung möglich (PCR). Der Übertragungsmodus des Parasiten ist noch nicht zu 100% geklärt. Der Erreger kann im Körper über Jahre sich ruhig verhalten. Durch Streßfaktoren für das Immunsystem des infizierten Tieres wird dann die Erkrankung manifest. Der Erreger befällt bevorzugt Gehirn und Niere. Die ZNS-Form läßt sich meist gut mit besagtem Wurmmittel (Fenbendazol) behandeln. Wenn die Niere erkrankt, ist die Prognose schlecht bis sehr schlecht. Kaninchen zeigen im Rahmen der auftretenden Nierenentzündung weniger Symptome wie Vieltrinken und Vielpinkeln. Sie zeigen eher Freßunlust, Austrocknung und Teilnahmslosigkeit. Wenn diese Symptome dann auftreten, ist es in der Regel bereits zu spät für eine Rettung des Tieres. Wegen der schlechten Heilungsaussichten sollten diese Tiere dann eingeschläfert werden. Eine vorbeugende Behandlung kann bei allen Tieren mit einem positiven Titer durchgeführt werden. Es gibt aber auch einige Differentialdiagnosen für Kaninchen mit ZNS-Symptomen wie z.B. Ohrentzündung, Trauma, Tumore oder auch Toxoplasmose. Eine gute Zusammenfassung über E.c. habe ich auf der Homepage der Firma Intervet gefunden. Hier finden Sie auch Links zu anderen Veröffentlichungen zu diesem Thema. Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Ausführungen etwas weiterhelfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe mit herzlichen Grüßen Anette Fach

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