Antwort von Tierärztin Dr. Bettina Schmidt
Sehr geehrte Frau R.,
Sie beschreiben Ihre Hündin auf der einen Seite als bellenden Hund, der in dieser Situation nicht auf Sie hört und Sie sogar anknurrt und auf der anderen Seite als sehr folgsamen Hund , der aufs Wort hört.
Für mich entsteht hier eine Diskrepanz. Gibt es noch andere Situationen, in denen sie Sie anknurren würde, wenn Sie sich ihr gegenüber durchsetzen wollen? Zum Beispiel Kauknochen, Bällchen oder Futter wegnehmen oder von ihr Gehorsam in Situationen verlangen, in denen sie dass nicht möchte? Falls dem so ist, besteht keine klare Rangordnung, in der Sie der Chef sind. Achten Sie darauf, dass Sie in dem Moment, in dem Sie ihr das Bellen verbieten, auch einen Einfluss auf sie haben. Das heißt, der Hund sollte an der Leine sein. Legen Sie ihren Hund in ein konsequentes Platz und erlauben Sie ihr das Aufstehen erst, wenn Sie das Platz auflösen.
Üben Sie die Situation "Nachbar kommt um die Ecke" mit Bekannten oder ihrem Nachbarn. Bitte nutzen Sie keine "beruhigenden" Worte, da diese durch den Hund ohne Wortinhalt und nur über den Tonfall als Lob aufgefasst werden. Dadurch verstärken Sie ungewollt das Bellen. Ein deutliches knappes Aus reicht als Befehl. Der Hund wird nur gelobt, wenn er das Bellen einstellt. Wildes Rumtoben an der Leine dürfen Sie in diesem Moment ebenfalls nicht dulden.
Zuhause wird der Hund, wenn er bellt, auf seinen festen Platz verwiesen. Dort muss sie liegen bleiben, bis Sie ihr das Aufstehen erlauben. Das bedeutet auch, dass der Hund Besucher nicht durch Bellen begrüsst, dabei vielleicht noch gestreichelt wird und somit dass Bellen positiv verstärkt wird, sondern dass sie auf ihrem Platz liegen bleibt und ignoriert wird. Üben Sie diese Situation mit Bekannten, die konsequent gegenüber ihrem Hund sein können.
Langfristig kann es sein, dass sich der Hundetrainer doch lohnen würde, damit Sie viel Freude an Ihrem Hund haben können. Leider ist es oft das schwerste, das eigene Verhalten zu ändern, damit sich der Hund ändern kann. Dazu ist sehr hilfreich, wenn ein erfahrener Hundetrainer Sie gut beobachtet und dann die richtigen Hinweise geben kann. Eine Alternative zu einem privaten Hundetrainer ist ein Hundeverein. Dort treffen Sie ebenfalls gut ausgebildete Hundetrainer an, die Trainingsstunden anbieten und nicht so teuer sind. Als Gegenleistung ist dann häufig Mithilfe im Vereinsleben gefragt.Ich wünsche Ihnen alles Gute, mit freundlichen Grüßen B. Schmidt