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Zahngesundheit bei Haustieren darf nicht vernachlässigt werden.
Für uns ist es selbstverständlich: Jeden Morgen und Abend nehmen wir uns etwa zwei Minuten Zeit, um unsere Zähne zu putzen – eine wichtige Gewohnheit, die wir Menschen ernst nehmen. Doch für unsere Hunde und Katzen ist regelmäßige Zahnpflege nicht weniger wichtig. Leider wird dieser Aspekt der Gesundheit noch immer häufig vernachlässigt, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann.
Gesunde Zähne – medizinischer Hintergrund
Nach jeder Mahlzeit setzt sich auf unseren Zähnen ein Belag ab. Bei Hunden und Katzen passiert dasselbe, nachdem sie Futter oder Leckerlis zu sich genommen haben. Wird dieser Belag nicht entfernt, kann sich innerhalb von nur 48 Stunden Zahnstein bilden. Dabei vermischt sich der Zahnbelag mit Mineralien aus dem Speichel und zahlreichen Bakterien, wodurch eine harte Schicht, der Zahnstein, entsteht. Dieser kann mit einer Zahnbürste nicht mehr einfach weggeputzt werden. Auf den Zähnen unserer Haustiere zeigt sich dieser Belag meist bräunlich bis gelblich. Da Zahnstein besonders viele Bakterien enthält, reizt er das Zahnfleisch und kann zu einer bakteriellen Infektion des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führen. In der Folge können tiefe Zahnfleischtaschen und bis zur Zahnwurzel reichende Entzündungen entstehen. Der Zahnhalteapparat lockert sich, was langfristig zum Zahnverlust führen kann.
Doch Parodontitis ist nicht das einzige Problem für Hunde und Katzen. Auch Zahnresorption (Auflösung von Zahnsubstanz), Zahnfleisch- und Maulschleimhautentzündungen (Gingivitis, Stomatitis), Zahnfrakturen, Abrasionen, persistierende Milchzähne, Zahnfleischwucherungen, Maulhöhlentumore und sogar Kieferfehlstellungen können unseren Tieren Probleme bereiten. Zahnfrakturen treten häufig auf und werden oft zu spät erkannt. Wenn ein Zahn so stark abbricht, dass der Wurzelkanal eröffnet ist, können Keime einwandern und eine Infektion im Kieferknochen verursachen. Da nur die oberen Teile der Zähne (Zahnkrone) sichtbar sind, bleiben Erkrankungen wie Zahnresorption, Zahnwurzelfrakturen oder Knochenabszesse oft unbemerkt und verursachen unerkannte Schmerzen. Hier hilft nur ein Dentalröntgen und eine professionelle Behandlung, was mittlerweile einige spezialisierte Tierarztpraxen anbieten. Unbehandelte Zahn- und Maulhöhleninfektionen bilden einen chronischen Entzündungsherd im Körper, der sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit sowie auf andere Grunderkrankungen ausüben kann. Wie bei vielen Erkrankungen sind einige Tiere mehr oder weniger betroffen, auch bei den Zähnen gibt es rassespezifische Unterschiede und Prädispositionen. Katzen kämpfen besonders häufig mit Zahnresorption. Die genauen Ursachen dieser Erkrankung sind noch ungeklärt. Die resorptiven Läsionen führen zu Schmerzen, die häufig unbemerkt bleiben, da Katzen ihr Leid gar nicht oder erst bei fortschreitender Erkrankung zeigen und weiterhin fressen. Auch hier lässt sich das Ausmaß der Erkrankung erst durch orale Röntgenaufnahmen der Zähne feststellen. Es ist ein Irrglaube, dass Tiere bei Zahnschmerzen ihr Fressverhalten ändern. Da die Nahrungsaufnahme für ihr Überleben unerlässlich ist und sie nicht wissen, wann sie das nächste Mal Futter erhalten, fressen Tiere oft trotz starker Zahnschmerzen scheinbar ganz normal weiter.
Zähneputzen
Der einzige effektive Weg, Zahnstein langfristig vorzubeugen, ist das tägliche Zähneputzen. Dabei ist die mechanische Reinigung mit einer Zahnbürste (zum Beispiel einer sehr weichen Zahnbürste oder einer Kinderzahnbürste aus der Drogerie) oder einem speziellen Fingeraufsatz erforderlich. Das bloße Auftragen von Zahnpasta (spezieller Tier-Zahnpasta aus dem Fachhandel) oder das Füttern von Kaustangen oder speziellem Zahn-Futter reicht nicht aus, um den Zahnbelag zu entfernen.
Wie putze ich meinem Hund oder meiner Katze die Zähne?
Während Zähneputzen für uns eine gewohnte Tätigkeit ist, ist es für Hunde und Katzen ungewohnt, nicht nachvollziehbar und weniger willkommen. Geduld und Training sind hier entscheidend, damit Sie ihr Tier stressfrei an das regelmäßige Zähneputzen gewöhnen.
So beginnen Sie das Training:
Trainieren Sie am besten immer zu einer ähnlichen Tageszeit, in einem ähnlichen Setting, so wird das Training schnell zu einer festen Routine, auf die sich die Tiere einstellen können. Lassen Sie Ihren Hund oder Ihre Katze zunächst etwa eine Woche lang nur die wohlschmeckende Zahnpasta ablecken, um das Ganze zu einer positiven Erfahrung zu machen. Anschließend üben Sie eine weitere Woche, dass sich Ihr Tier ins Maul und an die Lefzen fassen lässt. Vielleicht können Sie nun schon etwas Zahnpasta mit dem Finger auf die Zähne auftragen. Tasten Sie sich anschließend mit der Zahnbürste an die Zähne heran, wobei es anfangs genügt, nur die Außenflächen zu reinigen. Die Innenflächen werden von der Zunge und dem Speichel mitgereinigt. Mit Übung und Geduld können Sie dann nach einiger Zeit alle Zähne erreichen. Vergessen Sie nicht die hintersten Backenzähne. Das Zähneputzen sollte mit viel positiver Verstärkung, Geduld und schrittweiser Gewöhnung erfolgen. Wichtig zu wissen: Jede Maßnahme zur Zahngesundheit hat eine positive Wirkung, auch wenn es anfangs ungewohnt scheint. Katzen profitieren genauso vom Zähneputzen wie Hunde – hier braucht es oft eine kleinere Zahnbürste oder einen Fingeraufsatz und noch mehr Geduld. Am besten werden die Tiere bereits im Welpenalter an das Zähneputzen und an die Maulhöhlenuntersuchung (z. B. durch Medical Training) gewöhnt. Doch auch im Erwachsenenalter ist es keineswegs zu spät für unsere Hunde und Katzen, Neues zu lernen und gerade im Alter sind gesunde Zähne sehr wichtig, auch um die Belastung von Narkosen z. B. für eine Zahnreinigung bzw. Zahnsanierung zu vermeiden.
Festes Futter und Kaustangen unterstützen zwar den Abrieb des Zahnbelags, ersetzen jedoch nicht das Zähneputzen. Kaustangen enthalten oft zusätzlich Bindegewebe und viele Kalorien, müssen sehr häufig gegeben werden und haben insgesamt einen deutlich geringeren Effekt als das tägliche Zähneputzen. Es ist entscheidend, dass Sie sich vornehmen, Ihrem Tier täglich die Zähne zu putzen – auf diese Weise wird es zu einer Routine und kann zu einem positiven Ritual, zum Beispiel vor dem Schlafengehen, werden. Denn auch das gemeinsame Zähneputzen und die damit verbundene Zuwendung kann die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Tier stärken.
Zahnsanierung
Falls sich bereits eine dicke Zahnstein-Schicht gebildet hat oder andere Zahnprobleme auftreten, hilft schließlich nur noch eine Zahnsanierung in einer Tierarztpraxis/Klinik. Dort werden die Tiere in Narkose gelegt, es werden Röntgenbilder vom Gebiss angefertigt und die Zähne werden gründlich untersucht. Alternativ wird mittlerweile auch die Computertomografie eingesetzt, womit ein genaueres 3D-Bild der Zähne und des Kieferknochens erstellt werden kann. In Narkose wird der Zahnstein dann mit einem speziellen Ultraschallgerät entfernt. Sollten Zahnresorptionen oder Frakturen festgestellt werden, können betroffene Zähne in der gleichen Narkose gezogen werden. Auch Zahnwurzelfüllungen (Endodontie) sind möglich, sodass ein noch gesunder lebender Zahn bei einer Kronenfraktur erhalten bleiben kann. In einigen Fällen sind sogar kieferorthopädische Behandlungen, Kieferresektionen oder Kronen erforderlich. Suchen Sie sich unbedingt eine Tierarztpraxis mit entsprechender Spezialisierung auf Zahnheilkunde. Da eine Zahnsanierung kostentechnisch im vierstelligen Bereich liegen kann, lohnt es sich, rechtzeitig eine Tierkrankenversicherung abzuschließen, die Zahnsanierungen und Zahnreinigungen (auch ohne pathologischen Befund) abdeckt.
Zahncheck für zu Hause:
Es ist wichtig, regelmäßig einen Blick ins Maul Ihres Hundes oder Ihrer Katze zu werfen und alle sechs bis zwölf Monate einen professionellen Check-Up in einer Tierarztpraxis einzuplanen. Wenn Ihnen eines der folgenden Symptome auffällt, sollten Sie Ihr Tier sofort in einer Tierarztpraxis vorstellen:
- Frisst oder kaut das Tier ungewöhnlich oder meidet es feste Futterbestandteile?
- Speichelt das Tier oder blutet es aus dem Maul?
- Schleckt oder schmatzt Ihr Tier auffällig viel?
- Riecht das Tier unangenehm aus dem Maul?
- Ist das Zahnfleisch um die Zähne gerötet oder blutig?
- Fehlen Zähne?
- Sind auf den Zähnen Beläge zu sehen?
- Hat das Tier eine geschwollene Backe oder eine Schwellung unter dem Auge?
- Sind Zähne abgebrochen?
- Hat das Tier eine unnormale Kieferstellung und beißt sich z. B. in den Gaumen?
Wir wissen, wie unangenehm Zahnschmerzen sind – das ist bei unseren Tieren nicht anders als bei uns Menschen. Zahnschmerzen können das Wohlbefinden und Verhalten von Hunden und Katzen erheblich beeinträchtigen. Das Zähneputzen dauert nur wenige Minuten, kann jedoch die Zahngesundheit von Hunden und Katzen maßgeblich verbessern. Oft werden Zahn- und Maulhöhlenerkrankungen übersehen oder erst viel zu spät erkannt. Mit täglichem Zähneputzen, regelmäßigen Untersuchungen, Dentalröntgen und einem täglichen Blick auf das Gebiss können Sie Ihrem Tier Zahnschmerzen ersparen.