Nicht jede freilaufende Katze ist hilfsbedürftig

Gihan erzählt ihre Fundgeschichte

Schwarze Katze liegt draußen auf einem Baumstumpf und wartet. © Lisa Redfern/Pixabay
Symbolbild: Schwarze Katze liegt auf einem Baumstumpf.

Als ich noch jung war, also so vor 40 - 45 Jahren, liefen Katzen überall umher, kehrten hier und da – laut miauend – mal ein, wurden eine Runde gestreichelt, und zogen dann wieder ihres Weges. Niemand machte sich Gedanken darüber, ob diese Katze entlaufen ist oder ob sie vermisst wird. Alles war – mehr oder weniger – „entspannt“.

Im Laufe der Jahre hat sich das verändert: Heute werden Freigänger sehr genau beobachtet, und wenn der Mensch diese Katze nicht kennt, gilt das Tier schnell als hilfsbedürftig, welches gefüttert, gesichert und abtransportiert werden muss. Es ist natürlich grundsätzlich gut und wichtig, wenn Tierfreunde aufmerksam sind und auf Tiere achten. Denn nur so ist es möglich, dass wir bei TASSO viele entlaufene Katzen wieder mit ihrem Menschen vereinen können.

Umso wichtiger ist aber auch, dass Tierfreunde erkennen und dadurch abwägen können, ob eine Katze, die draußen unterwegs ist, auch wirklich Hilfe benötigt. Denn niemand kennt alle Katzen in seiner Umgebung. Und Freigänger, insbesondere Kater, laufen auch mal 12 km am Tag, um ihr Revier abzustecken. Deshalb sind sie noch lange nicht halterlos oder verloren.

Ich persönlich finde es sehr wichtig, als Beobachter auf gewisse Anzeichen zu achten, bevor ich entscheide, ob die gesehene Katze meine Hilfe braucht: Ist sie verletzt? Hat sie struppiges, stumpfes Fell? Wirkt sie orientierungslos oder ist sie gar abgemagert? Wenn eines der genannten Anzeichen zutrifft, sollte man dem Tier zu Hilfe eilen, ansonsten reicht auch erst mal das Beobachten.

So hatte ich kürzlich einen Fall, zu dem ich gerufen wurde, weil ein kleines Kätzchen in einem Treppenhaus fest saß, und nicht mehr gehen wollte.

Als ich dort eintraf, fand ich ein sehr gut genährtes, verspieltes Katerchen vor, allerdings noch sehr jung. Es hatte schon mal ein Schälchen Milch erhalten (sollte man nie geben) und weil es so miaut hat, auch etwas zu essen (sollte man auch nicht machen). Viele Katzen haben einen erhöhten „Redebedarf“, sie miauen eben. Deshalb ereilt sie aber noch lange nicht der Hungertot, auch wenn sich das für den Laien so darstellen mag, denn: gegessen wird zu Hause.

So, dieses Katerchen trug zwar einen Transponder, war aber leider nicht registriert. Regel Nr. 1: Bei Fundkatzen sollte umgehend die Kennzeichnung (Transponder oder Tattoo) geprüft werden. Es gibt viele Tierfreunde, die ein Lesegerät besitzen, falls man selbst keine Möglichkeit dazu hat. Oder man bittet einen örtlichen Tierschutzverein um Hilfe. Danach sollte TASSO angerufen werden, damit der Halter ermittelt werden kann, vorausgesetzt, dieser hat sein Tier registriert. TASSO vermerkt auch unregistrierte Fundtiere. So können die Halter, auch wenn sie ihr Tier erst nachträglich registrieren, dem Fundtier zugeordnet und kontaktiert werden.

Da ich seit 50 Jahren Katzen halte, war für mich klar: Diese Katze wohnt in der Nähe, sie sieht gut genährt aus, hat klare und gesunde Augen, Zähne sind top, und sie wurde gekennzeichnet. Kein Grund, sie zu sichern. Ich wollte den Kleinen einfach vor die Tür setzen, damit er nach Hause laufen kann. Doch Katerchen hatte bereits Essen erhalten, also wollte er da nicht mehr weg. Es ist ja bekannt, dass viele Katzen immer dahin gehen, wo es Futter gibt. Deshalb sollten sie auch ausschließlich von ihren Haltern gefüttert werden. Also habe ich den Kleinen in eine Transportbox gepackt und mit nach Hause genommen. Dort bekam er ein Lager errichtet mit allem was er brauchte, und er legte sich auch direkt hin um zu schlafen. War ja auch alles ganz schön aufregend für ihn gewesen.

Unmittelbar danach rief ich, und hier kommt Regel Nr. 2: die Polizei an und meldete das Tier als Fund. Laut Gesetz ist man als Finder verpflichtet, sofort beim Eigentümer oder, wenn dieser unbekannt ist, bei einer Behörde eine ordnungsgemäße Fundanzeige zu erstatten – dazu zählt das Fundbüro oder nachts die Polizeidienststelle. Meldet man das Fundtier nicht sofort, macht man sich strafbar.

Die Polizei nahm meine Meldung auf, notierte meine Daten und meine Adresse, ebenso die Daten des Tieres. Als nächstes machte ich mich daran, in den sozialen Netzwerken meinen Fund kund zu tun mit der Bitte, sich umzuhören, ob jemand das Katerchen bzw. die Halter kennt.

Keine 12 Stunden später schreibt mich eine Dame an und meinte, ich hätte wohl ihr Katerchen. Zum Abgleich ließ ich mir von der Dame die Transpondernummer durchgeben, und siehe da, sie war die Menschenmama von dem kleinen Kerl. Es dauerte keine fünf Minuten, und sie stand schon vor unserem Haus, um den Kleinen abzuholen, und ratet mal, wo er gewohnt hat? Exakt drei Häuser weiter – also um die Ecke – vom Fundort. Er hätte problemlos nach Hause spazieren können, wenn man ihn nicht gefüttert und somit an das Haus gebunden hätte.

Und die Moral von der Geschichte? Bitte keine fremden Katzen füttern, sondern gerne mal streicheln und „Hallo“ sagen, aber sie dann wieder ihres Weges ziehen lassen. Fühlt man sich dabei nicht sicher, kann man sie über mehrere Stunden draußen lassen und beobachten. Wenn das Tier nicht weiterzieht, am besten die Kennzeichnung überprüfen und in der TASSO-Notrufzentrale melden. Wir schauen gerne nach, ob die Transpondernummer registriert ist und kontaktieren den Halter.

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