Antwort von Tierärztin Janina Rohde
Hallo Frau Z.
Krampfanfälle bei älteren Katzen haben viele mögliche Ursachen, und nicht immer sind Blutwerte zu Beginn auffällig. Dass die Anfälle zunächst auf Diazepam und später auf das Antiepileptikum angesprochen haben, spricht dafür, dass es sich tatsächlich um neurologische Anfälle handelt und nicht nur um Schmerz- oder Darmkrämpfe. Der zeitgleiche Befund einer Verstopfung erklärt die Symptome jedoch nicht vollständig, auch wenn Schmerzen oder Bauchpressen vereinzelt Unruhe auslösen können. Dass die Anfälle trotz Kotabsatz wiederkehren, zeigt, dass eine rein gastrointestinale Ursache eher unwahrscheinlich ist.
Typische Auslöser für Krampfanfälle bei Katzen in diesem Alter sind unter anderem:
- strukturelle Hirnerkrankungen wie Tumoren, Entzündungen oder Gefäßprozesse
- metabolische Störungen, die im frühen Stadium im Blut unauffällig sein können, etwa Leberprobleme oder Elektrolytverschiebungen
- Hyperthyreose, auch wenn der erste Wert normal erscheint
- kardiovaskuläre Ereignisse wie kleine thromboembolische Prozesse
- idiopathische Epilepsie, wobei diese bei Katzen deutlich seltener auftritt als beim Hund
Ein Bauchultraschall ist deshalb ein sinnvoller nächster Schritt. Manche Lebererkrankungen zeigen sich erst spät in den klassischen Laborwerten. Wenn die Leber Ammoniak nicht ausreichend abbauen kann, kann es zu einer sogenannten hepatischen Enzephalopathie kommen, die Krampfanfälle auslöst, obwohl die Leberwerte selbst noch normal sind. Auch Darmveränderungen oder entzündliche Prozesse können über Stoffwechselveränderungen das Gehirn beeinflussen, erklären aber nicht zuverlässig wiederkehrende kurze Anfälle über mehrere Tage. Parallel sollte, sobald Ihr Kater stabil genug ist, ein neurologisches Basis-Screening erfolgen, gegebenenfalls mit Blutdruckmessung, erweiterten Laborwerten (zum Beispiel Gallensäuren, Elektrolyten, T4, cPL) und je nach Befund später auch ein MRT des Kopfes. Das ist der einzige Weg, Tumore oder entzündliche Prozesse sicher auszuschließen. Solange die genaue Ursache ungeklärt ist, sollte er weiter ein geeignetes Antiepileptikum in tierärztlich kontrollierter Dosierung erhalten. Werden die Anfälle häufiger, länger oder schwerer, ist eine sofortige tierärztliche Vorstellung notwendig. Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und wechselnder Kotabsatz können Teil eines übergeordneten Problems sein und sollten im Ultraschall mit beurteilt werden.
Viele Grüße
Janina Rohde