Welpenstunden – Umgang mit Artgenossen lernen

Was es für Hundehalter bei der Welpengruppe zu beachten gilt

Zwei Welpen spielen miteinander in der Welpengruppe. Katrin B./Pixabay © Katrin B./Pixabay

Hunde sind zwar ausgesprochen soziale Lebewesen, das bedeutet jedoch nicht, dass sie sich automatisch mit jedem Artgenossen vertragen. Bereits Welpen sollten daher unbedingt Hundebegegnungen haben, um die „Hundesprache“ und einen adäquaten Umgang mit anderen Vierbeinern zu erlernen. Der Besuch einer gut angeleiteten Welpengruppe ist dafür empfehlenswert. In den sogenannten Welpenstunden bzw. beim Welpenspiel bietet der Kontakt zu Gleichaltrigen die Möglichkeit zum Toben, zu körperlichem Umgang und zu Begegnungen auf Augenhöhe. Das Ganze unter fachkundiger Betreuung ist perfekt. Außerdem haben frisch gebackene Welpenhalterinnen und -halter meist zahlreiche Fragen zum alltäglichen Miteinander, die dort besprochen werden können. 

Inzwischen hat fast jede Hundeschule und jeder Hundeverein eine Welpengruppe. Doch was macht eine gute Welpengruppe aus? Was sollten die Inhalte dort sein, was weniger? Diese Fragestellungen werden Thema dieses Beitrages sein.

Darauf sollten Sie bei einer Welpengruppe achten

Die Gruppe sollte nicht zu groß bzw. es sollen genügend Trainer anwesend sein, um Mensch und Hund gerecht zu werden. Bei acht Welpen sind idealer Weise mindestens zwei Trainer zugegen. Bewährt hat sich eine Unterteilung dem Alter und der Entwicklung entsprechend. Ein Hund gilt als Welpe bis ca. zur 16./18. Lebenswoche. In einer Welpenstunde hat also in der Regel ein sieben Monate alter Junghund nichts zu suchen, zumal Hunde in diesem Alter oft sehr ungestüm und wild sind.

Darum ist das Welpenalter so prägend 
Das Welpenalter ist eine bedeutsame Entwicklungsphase. Das Gehirn entwickelt sich bis ungefähr zur 16. Lebenswoche zu achtzig Prozent. Zahlreiche Nervenverbindungen werden geknüpft, und zwar vor allem dann, wenn sich Welpen mit verschiedenen Situationen auseinandersetzen können. Welpen sind also ganz besonders aufnahmefähig: Neue Anregungen lassen das Hirn arbeiten, Erfahrungen werden gesammelt und ein Fundus an Verhaltenskomponenten wird aufgebaut. Wie das Legen eines Fundamentes: Ein Welpe, der Vieles kennenlernt, kann als erwachsener Hund auf eine Flexibilität seiner Reaktionen und auf ein erhöhtes Potential an (sozialen) Kompetenzen zurückgreifen. Vor allem stehen natürlich der Aufbau und die Stärkung des Vertrauensverhältnisses zu den Bezugspersonen an erster Stelle. Nähe geben, Schutz bieten, spielen, erste Erziehungsschritte, gemeinsame Erlebnisse – all das (und noch viel mehr) macht eine positive Beziehung aus.

Die Zusammensetzung der Welpengruppe

Gibt es genug Welpen, so ist es sinnvoll, hinsichtlich des Alters und der Entwicklung entsprechend aufzuteilen, also ca. 8. bis 12. Woche und 13. bis 18. Woche. Bei zwei Gruppen kann man ganz individuell entscheiden, welcher Hund entwicklungsmäßig wohin passt. Denn es spielt nicht nur das Alter eine Rolle, sondern auch Faktoren wie die Körpergröße und die mentale Stärke. Unter Umständen ist ein 16 Wochen alter Malteser besser bei den Jüngeren aufgehoben und ein draufgängerischer 11 Wochen alter Hund, der die Kleinen in Frage stellt, in der 2. Gruppe.

Gut ist es, wenn unterschiedliche Rassen und Mischlinge, kleine und große Hundetypen, teilnehmen. Denn die Körpersprache kann je nach Körperbau sehr unterschiedlich sein, und die Verständigung unter all den verschiedenen Hunden will gelernt sein. Schließlich werden beim Spazierengehen immer wieder Hundebegegnungen stattfinden. Ein Vizsla hat Schlappohren im Gegensatz zu einem Schäferhund mit Stehohren. Bei einem Bobtail ist aufgrund der Fellmenge wiederum kaum Unterschied zwischen An- und Entspannung erkennbar. Ein Whippet trägt seine Rute meist zwischen den Beinen, obwohl er nicht ständig unterwürfig ist. Junge Hunde werden in einer Welpengruppe durch den Kontakt zu Artgenossen im Umgang immer sicherer werden, weil sie lernen, mit den unterschiedlichen Signalen umzugehen. Sie erleben, dass das Toben zwar klasse ist, aber auch Grenzen aufgezeigt werden, wenn einer mal zu heftig zwickt oder packt. Ein entscheidender Punkt, um Beißhemmung zu erlernen.

Ablauf einer Welpenstunde

Wenn ein Welpe das erste Mal an einer Gruppe teilnimmt, ist es ratsam, dass das Mensch-Hund-Team bereits eine Viertelstunde vor Beginn vor Ort ist. So kann der Welpe in Ruhe ankommen, kann sich das Gelände anschauen und mit den neuen Gegebenheiten vertraut gemacht werden. Außerdem haben Hundehalter die Möglichkeit, vorab Fragen zu stellen.

Beobachten und eingreifen: Halterinnen und Halter gehen mit aufs Gelände und müssen nicht von außen zusehen, wenn die Kleinen miteinander freilaufen. Und ganz wichtig: Es darf und soll eingriffen werden. Die Trainer sollten auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen können und einen neutralen Blick auf das Geschehen haben. Ihre Aufgabe ist es, neben der Beratung der Welpenhalter den Freilauf zu beobachten und einzugreifen, wenn es zu wild oder zu heftig wird. Der Spruch: „Das machen die unter sich aus“, sollte in einer vernünftigen Welpengruppe nicht fallen. Mit dieser Herangehensweise wird ein selbstbewusster Hund unter Umständen noch stärker, wenn er permanent Erfolgserlebnisse hat. Ein unsicherer Welpe wird jedoch schwächer, wenn er immer wieder bedrängt wird. Er wird von seinem Menschen in unschöne Situationen geführt, der dabeisteht und zusieht. Selbstverständlich darf ein Hund zu seiner Bezugsperson kommen, wenn er unverschuldet in Bedrängnis gerät und solange er nicht mit Rückendeckung andere anpöbelt. Sind einzelne Hunde der Gruppe weiterhin zu forsch, dann sollten sie durch den Trainer oder nach Absprache durch den Hundehalter selbst abgestoppt werden. Solche Situationen tragen entscheidend dazu bei, dass sich das Vertrauensverhältnis zum Menschen mehr und mehr stabilisiert.

Hündische Verhaltensweisen kennenlernen: Junge Hunde probieren sich aus und zeigen dabei unterschiedlichste Verhaltensweisen, was ein sich üben fürs Erwachsenenalter darstellt. Außerdem werden Motorik und Körperbewegungen trainiert. Die Welpen sammeln Erfahrungen, wann es dem Gegenüber zu viel wird und sie lernen Frust auszuhalten, wenn sie ihr Ziel mal nicht erreichen. Indem die Trainer das Geschehen kommentieren, finden die Hundehalter eine wunderbare Möglichkeit, ihr Auge für hündisches Verhalten zu schulen, den eigenen Hund einzuschätzen und noch besser kennen zu lernen.

Was jedoch sind hündische Verhaltensweisen, die inakzeptabel sind? Die Trainer sollten vor allem dann einschreiten, wenn die Hunde über das Maß hinaus agieren bzw. die Halter anleiten, wie sie selbst Einfluss nehmen können. Beispiele für Situationen, in denen eingegriffen werden soll:

  • Ein Welpe bedrängt einen anderen massiv, rempelt in ihn rein, stellt sich über ihn und lässt ihn nicht zufrieden, obwohl dieser signalisiert, dass es ihm zu viel wird.
  • Ein Welpe packt den anderen fest, zum Beispiel am Nacken, und schüttelt ihn ernsthaft.
  • Ein Hund wird von einem oder mehreren gehetzt.

Fragen zum Welpen-Alltag: In einer Welpenstunde sollte neben dem Freilauf auch genug Raum für Fragen der Welpenhalter sein bzw. werden typische Themen besprochen (Stubenreinheit, Allein bleiben, Regeln im Haus, Autofahren, wie viel Bewegung darf ein Welpe haben usw.). Die jungen Hunde sind in den kurzen Theorie-Phasen an der Leine bei ihrem Menschen, haben eine Pause und können verschnaufen, aber üben sich auch im Abwarten, wenn sie in den Momenten nicht zu den Kumpels hinkönnen. Es bietet sich an, sich in diesen Momenten auf die Leine des Hundes zu stellen, weil dadurch Einwirkung über die Leine vermieden wird und Ruhe reinkommt.

Darüber hinaus werden Übungen an Welpengeräten gemacht: Das Überwinden von kleinen Hindernissen (wie Tunnel, Wippe und Steg) kann das Selbstbewusstsein der Hunde stärken, die im zukünftigen Leben immer wieder mit fremden Situationen konfrontiert sein werden. Gerade für groß werdende Hundetypen ist es notwendig, ein gutes Körpergefühl zu erlangen. Auch hierbei wird die Motorik geschult. Sinnvoll ist es, wenn die jungen Hunde außerdem beispielsweise mit verschiedenen Bodenbelägen konfrontiert und an Geräusche und visuelle Reize gewöhnt werden.

Die gemeinsamen Übungen fördern das Vertrauen zum Menschen: Mit der entsprechenden Unterstützung der Bezugsperson ist fast alles möglich. Halterinnen und Halter sammeln zahlreiche Informationen, wie sie ihren Schützling gelassen und stabil durch neue Situationen führen können. Hiermit ist der beste Grundstein für ein harmonisches Miteinander gelegt.

Text: © Frauke Loup, Trainerin bei der Hunde-Akademie in Darmstadt www.hundeakademie.de

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