138.056 Unterschriften gegen Tierversuche mit dem Schweregrad ‚schwer‘ haben die drei namhaften Tierschutzverbände Ärzte gegen Tierversuche e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und TASSO e.V. am gestrigen Dienstag an die tierschutzpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen und Abgeordnete im Bundestag, Zoe Mayer, überreicht. Bereits 2018 hatten die drei Vereine mehr als 71.000 Unterschriften an den Bundestagsausschuss übergeben und so eine Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages erreicht. Doch passiert ist bisher nichts. Nun nehmen die Tierversuchsgegner die neue Bundesregierung in die Pflicht.
Laut offizieller Statistik fielen 72.109 Tiere im Jahr 2020 unter den Schweregrad ꞋschwerꞋ, das sind 3,8 Prozent der rund 1,8 Millionen in Tierversuchen verbrauchten Tiere. Hinzu kommen mehr als 633.000 Tiere, die zu wissenschaftlichen Zwecken – etwa zur Organentnahme – getötet wurden, insgesamt also mehr als 2,53 Millionen Tiere. Zum Schweregrad ꞋschwerꞋ zählen beispielsweise Tests, bei denen Ratten oder Mäuse durch Schwimmen bis zur Erschöpfung oder durch Stromstöße depressiv gemacht werden. Affen sterben qualvoll an einer Abstoßungsreaktion, nachdem ihnen ein Schweineherz eingepflanzt wurde, Mäuse werden vergiftet oder sterben durch Krebs.
Diese Experimente, die mit besonders viel Leid verbunden sind, können nach EU-Recht in den Mitgliedsländern verboten werden, doch die EU bietet auch eine Ausnahmeregelung, die sich Deutschland zunutze gemacht hat, um weiterhin auch die allerschlimmsten Tierversuche zu erlauben. Seit 2016 kämpfen Ärzte gegen Tierversuche e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und TASSO e.V. dafür, dass die in der EU-Tierversuchs-Richtlinie vorgesehene „Schmerz-Leidens-Obergrenze“ in deutsches Recht überführt wird. Wegen der Blockadehaltung der unionsgeführten Bundesregierung bisher vergeblich.
„Im Koalitionsvertrag der ꞋAmpelꞋ wird eine Reduktionsstrategie für Tierversuche anvisiert“, erläutert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Zwar fordern wir einen Ausstieg aus dem Tierversuch, und nicht nur eine Reduktion, doch sollte ein Verbot der besonders grausamen Tierversuche zumindest der erste Schritt sein, um dem Ziel einer völlig tierversuchsfreien und humanbasierten Medizin und Forschung näherzukommen.“
„Ein Rechtsgutachten untermauert, dass ein solches Verbot nicht nur möglich, sondern vor dem Hintergrund des Staatsziels Tierschutz sogar nötig ist“, erklärt Dr. med. vet. Cristeta Brause, Tierschutzreferentin bei TASSO. „Der Bürgerwille darf nicht länger ignoriert werden“, so Brause weiter. „Die zusammen fast 210.000 Unterschriften sprechen eine deutliche Sprache. Laut einer repräsentativen Umfrage befürworten 71 Prozent der Deutschen ein gesetzliches Verbot besonders leidvoller Tierversuche.“
Dipl. Biol. Torsten Schmidt vom Bund gegen Missbrauch der Tiere fügt hinzu: „Wir haben große Erwartungen an die Ampelkoalition und wir hoffen, dass die Bundestagsabgeordnete Zoe Mayer, als Mitglied des Agrarausschusses, unserer Forderung politisches Gehör verschafft.“
Ärzte gegen Tierversuche e.V., Goethestraße 6-8, 51143 Köln, Tel. 02203-20222-0, Fax 02203-20222-99, info@aerzte-gegen-tierversuche.de, www.aerzte-gegen-tierversuche.de
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz tierversuchsfreier Forschungsmethoden im Vordergrund stehen.
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln, Tel. 0221-9647696-0, mail@bmt-tierschutz.de, www.bmt-tierschutz.de
Der bmt gehört zu den ältesten und größten Tierschutzorganisationen in Deutschland. Ihm gehören über 15.000 Mitglieder an. Der gemeinnützige Verein ist Mitglied im Deutschen Spendenrat und als besonders förderungswürdig anerkannt. Der bmt unterhält elf Geschäftsstellen, neun Tierheime und ein Tierschutzzentrum. Neben der Tierschutzarbeit in Deutschland koordiniert der Verein mehrere Auslandsprojekte in Ungarn und Rumänien.
TASSO e.V., Otto-Volger-Str.15, 65843 Sulzbach, Tel. 06190-937300, Fax 06190-937400, info@tasso.net, www.tasso.net
Die Tierschutzorganisation TASSO e.V. betreibt Europas größtes kostenloses Haustierregister. Rund 7 Millionen Menschen vertrauen dem Verein. Derzeit sind etwa 10,5 Millionen Tiere bei TASSO registriert und somit im Vermisstenfall vor dem endgültigen Verschwinden geschützt. Neben der Rückvermittlung von Haustieren ist TASSO im Tierschutz aktiv und setzt einen Schwerpunkt in der Aufklärung und der politischen Arbeit innerhalb des Tierschutzes. TASSO arbeitet mit den meisten Tierschutzvereinen sowie mit nahezu allen deutschen Tierärzten zusammen und unterstützt regelmäßig Tierheime.
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