Als blinder Passagier auf einem Frachtschiff

© Ute Benzmüller

Sulzbach (Ts.) /Hamm bei Taben-Rodt/Trier-Saarburg, 9. August 2023 – Kater Kläuschen hat sich bei seiner abenteuerlichen Reise vom beschaulichen rheinlandpfälzischen Örtchen Hamm bis ins rund 400 Kilometer entfernte niederländische Rotterdam in ein ganz besonderes Transportmittel verlaufen: Der neugierige Kater ist unbemerkt auf ein Frachtschiff gestiegen und als blinder Passagier über die Saar, die Mosel und den Rhein bis in die Hafenstadt geschippert. Keinen festen Boden unter den Pfoten, im dunklen Frachtraum und ohne Futter und Wasser – so musste Kläuschen tagelang ausharren, bis er endlich entdeckt wurde. Dass er sich nun wieder in die Arme seiner Halterin Ute Benzmüller kuscheln kann, verdankt er einem engagierten Hafenarbeiter sowie der Tierschutzorganisation TASSO e.V., die Europas größtes kostenloses Haustierregister betreibt.

Familie Benzmüller lebt mit Kläuschen in Hamm bei Taben-Rodt, nur 500 Meter entfernt von der Saar. Der 2-jährige Kater ist im Winter ein kleiner Stubenhocker, doch sobald es draußen etwas wärmer wird, geht er gerne und ausgiebig auf Streifzug. „Kläuschen ist sehr agil und athletisch, es kommt immer wieder vor, dass er auch mal zwei Tage nicht nach Hause kommt“, erzählt Ute Benzmüller.

An einem Samstag im Juli feierte Ute Benzmüllers Tochter Franka ihren vierten Geburtstag. „Verständlicherweise war es für Kläuschen zu viel Trubel und er suchte das Weite“, erinnert sich die Katzenliebhaberin. Als der Kater am darauffolgenden Tag nicht nach Hause kam, machte sie sich noch keine Sorgen, denn es war nicht ungewöhnlich, dass er auch mal ein paar Tage wegblieb. „Als von Kläuschen allerdings am Montag immer noch jede Spur fehlte, wusste ich, dass etwas nicht stimmt“, sagt Ute Benzmüller. Sie fing an, überall nach Kläuschen zu suchen: Erst einmal im Keller, dann in der ganzen Umgebung. „Auch wenn bei uns kaum Verkehr ist, hatte ich plötzlich furchtbare Angst, dass er vielleicht doch überfahren worden war“, erinnert sich die Katzenliebhaberin.

Der Montag verging und von Kläuschen fehlte weiterhin jedes Lebenszeichen. Die Sorge um den Kater wurde immer größer. Doch das Happy End ließ nicht lange auf sich warten. Bereits am Dienstag kam der erlösende Anruf von einer TASSO-Mitarbeiterin: Kläuschen wurde in Rotterdam entdeckt. Rund 400 Kilometer entfernt von seinem Zuhause – auf einem Frachtschiff. „Ich bin aus allen Wolken gefallen. Ich konnte zuerst gar nicht glauben, dass Kläuschen auf einem Schiff gefunden worden war. Aber ich war heilfroh, dass er noch lebt und meine Tochter ist vor Freude gleich in Tränen ausgebrochen“, erzählt Ute Benzmüller freudestrahlend.

Kläuschen muss sich an einer Schleuse auf das Schiff geschlichen haben und unbemerkt im Frachtraum eingesperrt worden sein. Ein tierlieber Hafenarbeiter fand ihn zusammengekauert zwischen der Ware. Kläuschen war gleich zutraulich genug, sodass ihn sein Retter ohne Probleme in einem Karton in die nächstgelegene Tierklinik bringen konnte. Dort wurde mit einem Transponder-Lesegerät schnell ermittelt, dass es sich um den bei TASSO registrierten Kater handelt. „Wir sind so dankbar, dass Martin, der Hafenarbeiter, so toll reagiert und gleich gehandelt hat. Ohne ihn, Kläuschens Chip und die Registrierung bei TASSO hätten wir unseren Kater vermutlich nie wiedergesehen“, sagt Ute Benzmüller glücklich.

Nachdem Kläuschen zwei Tage in der Tierklinik verbracht hatte, bot der Hafenarbeiter sogar an, ihn nach Deutschland zurückzubringen. „Es gibt tatsächlich noch wahrhaftige Helden. Mit meinen zwei kleinen Kindern hätte ich es nicht so schnell geschafft, Kläuschen in Holland abzuholen“, sagt die Katzenhalterin. Zuhause angekommen, schmiegte sich der Kater gleich an seine Halterin an, schnurrte und fraß zufrieden.

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