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Gute Prophylaxe der Katzenzähne ist wichtig.
Was ist Zahnresorption, früher FORL genannt?
Bei der Zahnresorption wird Zahnsubstanz durch fehlgeleitete körpereigene Zellen, die sogenannten Odontoklasten, abgebaut. Ursprünglich hatten diese Zellen die Aufgabe, die Milchzahnwurzeln im Jungtieralter aufzulösen, damit sie ausfallen und der neue Zahn seinen Platz im Gebiss einnehmen konnte. Wenn diese Zellen allerdings bei erwachsenen Katzen wieder aktiv werden, zersetzen sie die Zahnhartsubstanz (Dentin) der bleibenden Zähne. Da die körpereigenen Odontoklasten das Problem verursachen, wird die Zahnresorption als autoimmune Erkrankung eingestuft.
Der degenerative Resorptionsprozess verursacht den Tieren große Schmerzen, da die Nerven durch den Zahnsubstanzverlust freigelegt werden. Meistens sind mehrere Zähne betroffen, oft in unterschiedlichen zeitlichen Stadien. Wissenschaftlich ist immer noch unklar, warum Zahnresorption bei der Katze entsteht. Vermutet wird eine Beteiligung verschiedener Faktoren: fehlgeleitete Immunantwort, ein verändertes Mikrobiom der Maulhöhle, genetische Veranlagung (Rassedisposition), virale Infektionen, eine Störung der Calciumhomöostase sowie chronische Entzündungen des Maules und des Zahnhalteapparates. Die Zahnresorption wird in verschiede Typen (Typ1, 2 und 3) und Schweregrade unterteilt.
Wie äußert sich Zahnresorption bei Katzen?
Katzen sind evolutionär darauf ausgelegt, Schmerzen zu verbergen. Deshalb wird der Beginn der Zahnresorption häufig übersehen und Symptome erst sehr spät erkannt. Auffälligkeiten zeigen sich meist erst im fortgeschrittenen Stadium, wenn die Katze bereits unter starken Schmerzen leiden muss. Erst bei erheblicher Schmerzbelastung verweigern Katzen in der Regel das Fressen. Eines der ersten Anzeichen kann sein, dass die Katze anfängt, ihr Futter zu schlucken, ohne es zu kauen oder dass sie plötzlich eine Vorliebe für weiches Futter entwickelt. Symptome bei Zahnresorption können unter anderem sein:
- Verändertes Fressverhalten
- Intensives Belecken, vermehrtes Speicheln, Zähneknirschen oder Schmatzen
- Verminderter Appetit
- Schiefe Kopfhaltung, einseitiges Kauen
- Plötzliche Schmerzreaktionen beim Fressen (Zucken oder Aufschreien)
- Kieferklappern („Chattering“)
- Starker Maulgeruch
- Fallenlassen von Futter
- Aussortieren fester Futterbestandteile
Wie lässt sich Zahnresorption feststellen?
Die Diagnose kann nur durch Röntgenbilder des gesamten Gebisses gestellt werden, da die Läsionen und resorbierten Wurzeln von außen nicht sichtbar sind. In manchen Fällen lassen sich verändertes Zahnfleisch oder Entzündungsanzeichen erkennen. Verdächtig sind etwa ein geröteter Zahnfleischrand (Gingivitis), Rückgang des Zahnfleischs oder Zahnfleischzubildungen, die am Zahn hochzuwachsen scheinen. Fehlende Zähne können ebenfalls ein Hinweis für Zahnresorption sein. Denn wegen der brüchigen Substanz können die Zahnkronen mit der Zeit abbrechen, während die Wurzelreste im Kiefer verbleiben und starke Schmerzen verursachen. Von außen ist nicht erkennbar, welcher Teil des Zahnes betroffen ist. Auch der Typ und Schweregrad der Zahnresorption lässt sich nur per Dentalröntgen beurteilen. Weil das Röntgen des Gebisses nur unter Narkose möglich ist, bleibt die Erkrankung ohne gezielte Untersuchung oft unentdeckt. Umso wichtiger ist es, die Maulhöhle von Katzen regelmäßig in einer Tierarztpraxis untersuchen zu lassen und bei Verdacht ein Röntgen durchzuführen.
Nicht heilbar – aber gut behandelbar
Zahnresorption ist nicht heilbar. Die betroffenen Zähne können aber extrahiert und der Katze damit die Schmerzen genommen werden. Achten Sie darauf, eine spezialisierte Tierarztpraxis/Klinik für Zahnheilkunde mit entsprechender Anästhesie- und Röntgenausstattung aufzusuchen. Nach einer ersten Untersuchung im Wachzustand erfolgt im Rahmen einer professionellen Zahnsanierung in Narkose eine vollständige Diagnostik mit Röntgenaufnahmen des Gebisses. Werden Resorptionen festgestellt, hilft nur die vollständige Entfernung der betroffenen Zähne. Die röntgenologische Untersuchung und Behandlung erfolgen dabei in derselben Narkose, um die Belastung für das Tier zu minimieren. Die chirurgische Extraktion der Zähne kann kompliziert sein, da die Zahnwurzeln durch die Umbau- und Auflöseprozesse häufig mit dem Kieferknochen verwachsen sind. Für einen besseren Zugang zur Wurzel wird hierfür etwas Kieferknochen weggefräst und die Wurzeln werden freigelegt. Wichtig ist, dass alle Wurzelreste entfernt werden. Die leeren Zahnfächer werden anschließend mit dem überstehenden Zahnfleisch und einer Wundnaht verschlossen. Je nachdem wie viele Zähne betroffen sind, kann der Eingriff mehrere Stunden dauern. In den ersten Wochen nach der Operation sollte nur weiches Futter gefüttert werden und es werden Schmerzmittel und meist auch Antibiotika mitgegeben. Die Fäden lösen sich in der Regel selbstständig auf. Wichtig sind regelmäßige röntgenologische Nachkontrollen, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu erkennen. Meist sind mehrere Zähne von der Erkrankung betroffen, selbst wenn die Resorption anfangs nur bei einigen Zähnen auftritt. Das Narkoserisiko ist bei gesunden Tieren mit moderner Inhalationsnarkose gering und sollte kein Grund sein, eine notwendige Behandlung zu unterlassen. Gerade ältere Tiere leiden häufig an Zahnresorption, denn die degenerative Erkrankung wird mit fortschreitendem Alter schlimmer. Ein hohes Alter sollte keinesfalls einen Grund gegen eine Narkose darstellen. Alter ist kein Grund, ein Tier unter behandelbaren Schmerzen leiden zu lassen. Ein vorheriger Gesundheitscheck mit Blutuntersuchung und ein sicheres Narkosemanagement sollte selbstverständlich sein.
Können Katzen ohne Zähne fressen?
Da Katzen Schlingfresser sind und ihr Futter nicht oder nur wenig kauen, stellen fehlende Zähne kein Problem für die Tiere dar. Auch Trockenfutter wird von vielen zahnlosen Katzen gerne angenommen. Viele Halter:innen berichten, dass ihre Tiere nach der Operation lebensfroher und aktiver sind und wieder mehr Nähe suchen. Katzen können mit oder ohne Zähne eine hohe Lebensqualität haben – entscheidend ist dabei, dass sie schmerzfrei sind.
Was kostet eine Zahnsanierung bei Katzen?
Die Kosten für eine Zahnsanierung sind wie alle tierärztliche Leistungen in der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) festgelegt. Der endgültige Betrag richtet sich nach dem Aufwand und wird von jeder Praxis individuell festgelegt. Da die Behandlung von Zahnresorption zeitaufwendig ist und geschultes Personal erfordert, liegen die Gesamtkosten häufig im vierstelligen Bereich. Für die Diagnostik und Zahnsanierung sind einige Behandlungsschritte notwendig, die sich summieren: Es werden eine Voruntersuchung, Blutuntersuchung und Röntgenbilder benötigt. Hinzu kommen die Kosten für die Narkose, die Zahnreinigung, die Zahnextraktion, das anschließende Kontrollröntgen, die Wundnaht sowie für Verbrauchsmaterialien und Medikamente. Da der Umfang stark variieren kann, sollten die Kosten vorab besprochen werden. Es ist ratsam rechtzeitig eine Tierkrankenversicherung abzuschließen, die auch sicher Zahnbehandlungen abdeckt.
Zahnerkrankungen bei Katzen vorbeugen
Zahnbelag wandelt sich zu hartem Zahnstein um, wenn er nicht regelmäßig entfernt wird. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Zahnstein und Entzündungen in der Maulhöhle die Entstehung von Zahnresorption begünstigen können. Eine regelmäßige Maulhygiene und Gesundheitsvorsorge der Katzenzähne ist daher zu empfehlen. Die beste Vorsorge ist das regelmäßige Zähneputzen, idealerweise bereits von klein auf antrainiert. Verwenden Sie dafür eine kleine Zahnbürste oder einen dafür vorgesehenen Fingeraufsatz und tiergerechte Zahnpasta. Gewöhnen Sie Ihre Katze langsam und schrittweise an das Anfassen des Mauls und das Zähneputzen. Hat sich bereits Zahnstein gebildet, sollte dieser im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung unter Narkose entfernt werden, um Folgeerkrankungen und Schmerzen zu vermeiden.
Fazit
Im Durchschnitt erkrankt jede dritte Katze an Zahnresorption – einer Erkrankung, die oft lange unentdeckt bleibt, aber starke Schmerzen verursacht. Die einzige wirksame Therapie besteht in der vollständigen Entfernung der betroffenen Zähne. Die gute Nachricht: Eine Behandlung durch erfahrene Tierärzt:innen verhilft den betroffenen Katzen meist zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität. Wenn Sie bei Ihrer Katze ein verändertes Fressverhalten, vermehrtes Speicheln, fehlende Zähne, Entzündungen oder Zahnstein feststellen, sollten Sie dringend eine auf Zahnheilkunde spezialisierte Tierarztpraxis aufsuchen.