282 endlose Tage

© Rebecca Thurnreiter

Es war ein Freitagmorgen, als ich meinen Kater Hansi hinaus ließ. Eigentlich wollte er nicht und lag noch im Halbschlaf auf dem Sofa. Aber nach zweimaligem Rufen hatte er sich doch umentschieden und setzte sich auf die Treppe vor der Haustür. Ich drehte mich noch einmal um, als ich ging und sagte: "Einen schönen Tag dir und bis heute Mittag!". Das war der letzte Tag, an dem ich ihn vorerst sehen sollte. Am 10. Mai 2019 habe ich meinen Hansi das letzte Mal gesehen. An diesem Tag ist er verschwunden.

Und ich habe alles Mögliche unternommen, damit er zurück nach Hause kommt. Allem vorweg habe ich ein Suchplakat über TASSO erstellt. Dieses Plakat wurde an sämtliche Tierheime im Umkreis von 200 Kilometern gesendet und im Internet unter verschiedenen Websites veröffentlicht. Doch keine Spur. Es vergingen Monate, aber ich gab die Hoffnung nicht auf, dass ich Hansi eines Tages wieder in meine Arme schließen würde.

282 Tage später, am 16. Februar 2020 sollte es soweit sein. Um 20.00 Uhr ging ein Anruf ein, dass eine Katze gesichtet wurde, die der auf dem TASSO-Suchplakat abgebildeten Katze sehr ähnlich sähe. Wie nach jedem Hinweis machte ich mich voller Hoffnung, aber auch Zweifel auf den Weg. Doch als ich aus dem Auto stieg, sah ich ihn: meinen Kater, meinen Hansi! Als ich seinen Namen sagte, reagierte er sofort. Er kam langsam auf mich zu und ich sackte auf dem Boden zusammen. Tränen liefen über meine Wangen. Freudentränen ihn endlich wieder zu sehen.

Leider lies er sich nicht streicheln oder einfangen. Schreckliches muss er in diesen neun Monaten des Verschwindens erlebt haben. Kein Vertrauen zu Menschen und mit ständiger Angst in seinen Augen. Schließlich gelang es der Anwohnerin, die ihn schon einige Tage fütterte, ihn ins Haus zu locken und einzufangen. Keine drei Stunden nach dem Anruf lagen wir zusammen auf dem Sofa und genießten unsere gemeinsame Zeit. Zeit, die ich zukünftig nie wieder als selbstverständlich ansehen werde.

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