Gesundheitscheck vor dem Bürojob
Hunde, die regelmäßig mit zur Arbeit genommen werden, sollten sich in einem guten gesundheitlichen Zustand befinden, sowohl ihrem eigenen Wohl zuliebe als auch aus Rücksicht auf menschliche und tierische Kolleg:innen. Um sicherzustellen, dass der Hund fit für den Arbeitsalltag ist, empfiehlt sich ein gründlicher Gesundheitscheck vor dem ersten Arbeitstag bzw. regelmäßige Routinechecks. In der Tierarztpraxis gehört dazu eine umfassende Allgemeinuntersuchung und die Überprüfung des Impfstatus. Für Hunde ab etwa sieben Jahren ist außerdem eine jährliche Blutuntersuchung sinnvoll. Sie kann frühzeitig Hinweise auf altersbedingte Veränderungen oder organische Probleme liefern.
Vorsicht, Ansteckungsgefahr
Auch Hunde dürfen krank sein und Pflege und Fürsorge von uns erwarten. Ob sie dennoch ins Büro mitkommen können, ist stets eine individuelle Abwägung. Neben einem möglichen Ansteckungsrisiko sollte auch der Stressfaktor für den Hund unbedingt in die Entscheidung mit einfließen. Ein stressiger Büroalltag kann für Hunde schnell zur Belastung werden, insbesondere, wenn sie gesundheitlich angeschlagen sind. Ihr Zustand kann sich damit weiter verschlechtern und das Wohlbefinden kann darunter leiden. Die Art der Erkrankung sowie die Ansteckungsgefahr sollten vor einem Bürotag unbedingt abgeklärt werden. Übertragen werden Krankheiten vor allem durch direkten Kontakt beim Spielen oder Beschnuppern, aber auch indirekt über Körperflüssigkeiten, Kot oder gemeinsam genutzte Wassernäpfe. So können zum Beispiel Flöhe, Milben und Würmer durch Fellkontakt oder Spaziergänge von Hund zu Hund übertragen werden. Einige Infektionskrankheiten rufen umfassende Krankheitssymptome hervor und sind hochansteckend. Bei ernsthaften Symptomen sollte immer ein Tierarztbesuch dem Büroaufenthalt vorgezogen werden.
Aber was ist mit Symptomen wie leichtem Nasen-/Augenausfluss, Husten oder Durchfall? Wichtig ist hier, herauszufinden, woher die Symptome kommen und ob eine ansteckende Erkrankung dahinter liegen könnte. Erkältungssymptome wie Schnupfen und Augenausfluss infolge von Zwingerhusten sind beispielsweise hochinfektiös, während etwa Augenausfluss, ausgelöst durch einen Fremdkörper, keine Gefahr für andere Hunde darstellt. Leidet der Hund an einer Futtermittelallergie und hat deswegen Durchfall, ist dies ebenfalls nicht auf andere Hunde übertragbar. Wenn die Magen-Darm-Symptomatik allerdings durch eine virale oder bakterielle Infektion zustande kommt, ist die Erkrankung potenziell auch ansteckend. Meistens bedarf es einer tierärztlichen Abklärung, um die Ursache und Ansteckungsgefahr richtig einzuschätzen.
Manche Erreger, sogenannte Zoonosen, können auch auf den Menschen übergehen. Dazu zählen etwa Borreliose, Leptospirose, Toxoplasmose, Echinokokkose (Hunde- und Fuchsbandwurm), Spulwürmer, Dermatophytose (Hautpilz), Fleckfieber, FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), Räude und Tollwut. Dabei muss nicht immer ein direkter Kontakt zwischen Tier und Mensch stattfinden. Die Ansteckung kann auch über Zwischenwirte (Flöhe, Milben, Mücken oder Zecken) oder über Schmierinfektionen (z. B. unachtsames Kotaufsammeln) stattfinden. Menschen können außerdem zum Beispiel Wurmeier über ihre Schuhe oder Kleidung mit in einen Raum bringen und somit zu einer Infektion beitragen. Umgekehrt sind die meisten Erreger menschlicher Krankheiten nicht für Hunde ansteckend. Auch die gefürchtete Erkrankung COVID-19 ist nicht auf Hunde übertragbar.
Gut vorgesorgt – Impfung, Wurmkur & Parasitenprophylaxe
Um die Gesundheit von Mensch und Tier im Büro zu schützen und um das Ansteckungsrisiko für andere Büroschnauzen zu minimieren, sollte jeder Hund über einen vollständigen und aktuellen Impfschutz verfügen. Welche Impfungen gefordert werden, kann der Arbeitgeber individuell festlegen. Die StIKo Vet hat alle Impfleitlinien aufgelistet und empfiehlt eine Grundimmunisierung bereits im Welpenalter.
Da Deutschland als tollwutfrei gilt, ist eine Tollwutimpfung mittlerweile nur für Reisen und Grenzübergänge nötig und vorgeschrieben. Weitere Impfungen, etwa gegen Parainfluenza (Teil des Zwingerhustenkomplexes) oder Leptospirose, sind besonders sinnvoll bei häufigem Hundekontakt (z. B. mehrere Hunde im Büro) oder dem Trinken aus stehenden Gewässern. Sollten Sie sich unsicher über den Impfschutz Ihres Hundes sein, lassen Sie sich von Ihrer Tierarztpraxis beraten.
Auch Wurmkuren und Parasitenprophylaxe sollten regelmäßig durchgeführt werden, um eine Ansteckung mit anderen Bürohunden zu vermieden. Alternativ zur Entwurmung können regelmäßig Kotproben zur Kontrolle in einer Tierarztpraxis abgegeben werden.
Im Notfall gut versichert
Viele Firmen mit hundefreundlicher Regelung haben eine sogenannte Hundeordnung festgelegt und verlangen zum Beispiel das Vorliegen einer Hundehaftpflichtversicherung. Das ist sehr sinnvoll und kann Konflikte vorbeugen, denn auch die liebste Büroschnauze kann einmal einen Schaden verursachen. Solche Versicherungen können auch Personenschäden, medizinische Kosten und Schmerzensgeld übernehmen. Hier ist es ratsam, sich bei der bestehenden oder vor Abschluss einer neuen Versicherung direkt zu informieren. In einigen Bundesländern ist der Abschluss einer Hundehaftpflichtversicherung zudem vorgeschrieben.
Eine Tierkrankenversicherung ist in Deutschland immer noch nicht Standard, wird aber dringend empfohlen. Die tiermedizinische Versorgung wird zunehmend hochwertiger und damit auch teurer. Viele Tierhalter:innen kommen an ihre finanziellen Grenzen. Achten Sie darauf, frühzeitig eine Tierkrankenversicherung abzuschließen und informieren Sie sich über mögliche Ausschlusskriterien.
Zu viel Trubel - Reizüberflutung und Rückzugsorte
Im Büroalltag kann es manchmal hektisch zugehen. Ständig wechselnde Situationen, Meetings, herumlaufende Personen und Lärm können zu Reizüberflutung und Stress bei Bürohunden führen. Auch Stress kann starke Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Hunden haben. Er zeigt sich z.B. durch eine geduckte Körperhaltung, Hecheln, Zittern, Bellen, vermehrtes Knabbern oder ausgeprägte Übersprungshandlungen (wie z. B. übermäßiges Jagdverhalten, Buddeln oder Rammeln). Stressanzeichen können aber auch sehr subtil sein und sind manchmal schwer einzuordnen. Reagiert ein Hund mit Verdauungsproblemen oder verändertem Fressverhalten auf den Büroalltag, kann auch dies auf ein Unwohlsein hindeuten.
Fühlt sich ein Hund wohl, zeigt er sein gewohntes hündisches Normalverhalten. Er ist interessiert und aufgeschlossen und zeigt vor allem Ruheverhalten. Hunde schlafen oder ruhen normalerweise 16 bis 20 Stunden am Tag. Wenn dieses Ruhebedürfnis auch im Büro weitgehend ausgelebt werden kann, hilft das Büroschnauzen dabei, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Bekannte Routinen, Abläufe, Lieblings-Körbchen und Entspannungsrituale können dabei unterstützend wirken. Kausnacks und Schleckmatten aktivieren die Entspannung und helfen dem Hund im Büro anzukommen. Zeigt der Hund immer wieder Stressanzeichen, sollten sich Hundehalter:innen fragen, welche Bedürfnisse des Hundes gerade zu kurz kommen und wie ein artgerechter Ausgleich geschaffen werden kann. Wichtig ist, Rückzugsorte zu schaffen, den Liege- und Ruheplatz des Hundes zu respektieren und dies auch mit Kolleg:innen zu besprechen, die dem Hund gerne einen Besuch abstatten. Struktur durch feste Fütterungs- und Spielzeiten sowie regelmäßige Spaziergänge unterstützen das Wohlbefinden und helfen auch den Hundehalter:innen einen Ausgleich im Büroalltag zu finden. Verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten können dabei eingebaut werden und wurden von uns in einem extra Artikel zusammengetragen.
Auch Kontakt mit anderen Hunden im Büro kann Stress verursachen. Deshalb ist ein vorheriger Verträglichkeitstest sinnvoll, idealerweise bei einem gemeinsamen Spaziergang. Nicht jeder Hund profitiert von Sozialkontakt mit Artgenossen; manchmal ist Distanz die bessere Lösung.
Wenn Sie mehr über Höflichkeitstraining erfahren wollen, haben wir einen extra Text für Sie zusammengestellt: Hoflichkeitstraining bei Hunden
Gefahrenquellen vermeiden
Im Büro lauern verschiedene Gefahrenquellen, die wir als Menschen oft nicht als solche wahrnehmen: Kleinteile wie Büromaterial, giftige Pflanzen oder herumliegendes Essen können angeknabbert oder verschluckt werden. Lebensmittel wie z. B. Schokolade, Trauben, Zwiebeln, Macadamianüsse, Avocado, Knoblauch oder Zimt können für Hunde sehr gefährlich werden. Lassen Sie Ihren Hund deshalb nie unbeaufsichtigt in Küche oder Pausenräumen.
Achten Sie außerdem auf geschlossene Türen und sensibilisieren Sie Ihre Kolleg:innen dafür. Es passiert schnell, dass eine Tür offen stehen bleibt und der Hund nach draußen entwischt. Die Kennzeichnung und Registrierung bei TASSO ist daher auch für Büroschnauzen essentiell.
In den Sommermonaten kann es in Büroräumen ganz schön heiß werden und es kann die Gefahr der Überhitzung bestehen. Nicht alle Büroräume sind mit Klimaanlagen ausgestattet. Helfen Sie Ihrem Hund mit kühlen Liegeplätzen, ausreichend Wasser und Spaziergängen außerhalb der Mittagshitze. Lassen Sie Ihren Hund niemals allein im Auto oder in überhitzten Räumen zurück.
Notfall im Büro
Auch wenn Sie sich Mühe geben, alle Gefahrenquellen zu minimieren: Es kann immer zu einem medizinischen Notfall, einem Unfall oder einem Beißvorfall kommen. Damit Sie in solchen Situationen gut vorbereit sind, haben wir einige Informationen zum Vorgehen im Notfall zusammengefasst. Achten Sie bei einem Unfall immer auf den Kreislaufzustand Ihres Hundes und bringen Sie ihn schnellstmöglich in stabiler Seitenlage (rechte Seitenlage, Hals überstreckt, Zunge nach außen) in eine Tierarztpraxis oder Klinik. Blutungen sollten mit einem Druckverband versorgt werden. Nutzen Sie dazu sterile Wundauflagen, Polsterwatte und eine stramm sitzende Schicht Fixierbinde. Notfalls helfen auch Alltagsmaterialien wie Krepp- oder Klebeband. Bissverletzungen, Augenverletzungen und Frakturen gehören immer in tierärztliche Behandlung, da deren Schwere oft unterschätzt wird. Hat Ihr Hund einen Fremdkörper oder etwas Schädliches (z. B. Schokolade) verschluckt, ist schnelles Handeln gefragt. In einer Tierarztpraxis kann der Hund mit einem speziellen Medikament zum Erbrechen gebracht werden, solange der Fremdkörper noch im Magen liegt. Akute Symptome wie Erbrechen, Taumeln, Appetitlosigkeit oder starke Bauchschmerzen erfordern ebenfalls umgehend tierärztliche Abklärung.
Damit Sie und Ihre Büroschnauze unterwegs vorbereitet sind, empfiehlt es sich, eine tierische Reiseapotheke mitzunehmen oder im Büro zu lagern. Wenn mehrere Hunde regelmäßig ins Büro kommen, kann es auch sinnvoll sein, einen Bürohund-Erste-Hilfe-Kasten anzuschaffen.
Folgende Dinge sind dabei sinnvoll:
Verbandsmaterial und Wundversorgung
- Nicht klebende sterile Wundauflagen
- Polsterwatte und selbsthaftende Fixierbinden
- Heftpflaster/wasserdichtes Klebeband
- Antiseptische Desinfektionsmittel (ohne Alkohol)
- Isotonische Kochsalzlösung zur Reinigung
- Wunden immer vor dem Verbinden mit nicht haftender Wundauflage abdecken
- Tiefe Wunden/Bisswunden nicht selbst reinigen – sofort zur Tierarztpraxis
Medikamente
- Regelmäßig benötigte Medikamente in ausreichender Menge
- Keine Humanmedikamente verabreichen! Ibuprofen & Co. sind hochgiftig für Tiere
Zusätzliche Ausrüstung für unterwegs
- Verbandsschere mit abgerundeter Spitze
- Einmalhandschuhe
- Pinzette (für Splitter, Dornen)
- Thermometer (Normaltemperatur Hund 38-39 Grad)
- Kühlpack
- Maulkorb (z. B. für Notfälle, Maulkorbpflicht in Verkehrsmitteln)
- Leckschutz