Katze zu Hause allein lassen

Trennungsstress und Bindung zum Menschen

Graue getigerte Katze sitzt auf einem Stuhl. © Kari Shea/Pixabay © Kari Shea/Pixabay

Katzen wird nachgesagt, dass sie auch mal gerne ohne ihre Menschen sind. Doch ist das wirklich so? Das Interesse einer Katze an der Anwesenheit ihres Menschen ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Eines kann man jedenfalls sagen: Auch sie können unter Einsamkeit und Trennungsängsten leiden.

Ob Katzen gerne allein bleiben? Und warum hier die Bindung zum Menschen eine Rolle spielt, dazu haben wir mit Heike Weber, Leiterin Tierschutz bei TASSO, gesprochen.

„Katzen haben oft eine engere Bindung zu uns, als wir denken.“

Heike, sag mal: Interessiert es meine Katze überhaupt, ob ich zu Hause bin oder nicht?

Heike Weber: Ja, ganz klar ja! Entgegen vieler Behauptungen interessiert es Katzen auf jeden Fall, ob ihre menschlichen Sozialpartner anwesend sind oder nicht. Wie sehr, hängt aber individuell von der Katze ab. Zum Beispiel auch davon, wie sie aufgewachsen ist. Wenn eine Katze von klein auf mit sehr engem Kontakt zum Menschen aufgezogen wurde, interessiert sie sich vielleicht mehr für uns als eine Katze, die ohne intensiven Menschenkontakt großgeworden ist. Aber auch diese Katzen gehen enge Bindungen mit uns ein. Sie zeigen das nur nicht so deutlich.

Also gibt es daher auch Katzen, denen es zu schaffen macht, wenn ihr Mensch weggeht? Auch schon so zwei oder drei Stunden?

Zwei oder drei Stunden können auch Katzen mit einer ganz engen Bindung zum Menschen meist sehr gut überstehen, wenn ihre Grundbedürfnisse befriedigt sind. Aber es ist ja zum Beispiel so, dass sich einige Katzen durch Corona sehr daran gewöhnt haben, dass ihre Menschen immer da sind. Wenn diese nun auf einmal jeden Tag acht Stunden oder länger abwesend sind, kann das für sie schon problematisch werden. Wobei es hier auch zu unterscheiden gilt zwischen Wohnungskatzen und Freigängerkatzen.

Du meinst, für Freigängerkatzen ist es weniger schwer?

Bei Freigängerkatzen betrachte ich das etwas entspannter. Denn sie haben ganz andere Möglichkeiten, sich auszuleben und daher macht ihnen eine Abwesenheit des Menschen oft weniger aus.

Aber es gibt ja auch noch etwas dazwischen – Katzen, die zum Beispiel nur dann eine Stunde in den Garten gehen, wenn man selbst zu Hause ist.

Das stimmt. Es gibt die totalen Freigänger, die man einfach gar nicht im Haus einsperren kann, auch nicht, wenn man nicht zu Hause ist. Und dann gibt es die, die sich freuen, wenn sie ein wenig in den Garten können, wenn ihr Mensch daheim ist. Da muss man dann im Einzelfall genau schauen, wie eine Abwesenheit für ein Tier am besten passt.

Wie kann ich erkennen, ob mein Tier von meiner Abwesenheit gestresst ist?

Katzenhalterinnen und Katzenhalter kennen ihr Tier in der Regel sehr gut. Wer es aufmerksam wahrnimmt, wird Veränderungen erkennen. Pauschal kann man es nicht sagen, denn jede Katze reagiert anders. Einige ziehen sich sehr zurück und kommen weniger raus als vorher. Sie kommen dann zum Beispiel nicht direkt angelaufen, wenn wir nach Hause zurückkehren. Ein Indiz, dass der Katze etwas zu schaffen macht, ist es immer, wenn sie ihr gewohntes Verhalten ändert.

Kann man das Alleinbleiben mit Katzen auch trainieren? Für Hunde gibt es da ja ganz klare Ansätze.

Ich würde sagen, dass man ebenfalls nicht von heute auf morgen gleich acht Stunden aus dem Haus gehen sollte, wenn eine Katze es nur anders kennt. Sondern eben wie beim Zusammenleben mit Hunden auch in kleinen Intervallen beginnt.

Könnte es für Katzen, die das Alleinsein stresst, sinnvoll sein, einen Partner dazuzuholen? Wenn ich beispielsweise einen neuen Job habe und dazu nun mehr ins Büro muss als früher. Hilft es meiner Katze dann, wenn ich noch ein weiteres Tier aufnehme?

Es wäre auf jeden Fall einer meiner ersten Schritte, zu prüfen, ob das für meine Katze sinnvoll ist. Natürlich wollen nicht alle Katzen mit einer anderen zusammenleben. Aber gerade junge und verspielte Tiere sind oft glücklicher mit einem Partner – das kann man also auf jeden Fall mal prüfen.

Haben wir Menschen denn überhaupt einen Einfluss darauf, wie eng die Bindung zwischen uns und unserem Tier ist? Können wir aktiv etwas tun, um sie zu stärken?

Ja, das können wir auf jeden Fall. Dazu komme ich gleich. Aber erstmal möchte ich darauf hinweisen, dass Katzen oft eine engere Bindung zu uns haben, als wir denken: Es gibt zum Beispiel Tiere, die sich zwar nicht streicheln lassen, aber dennoch eine ganz enge Bindung zum Menschen haben. Sie zeigen das nur nicht so deutlich. Bei einigen ist es ja schon ein großes Kompliment, wenn sie sich neben einen legen. Das heißt aber nicht, dass wir dem Tier nicht sehr wichtig sind und es sich nicht eng an uns gebunden hat.

Für eine gute Bindung zu Katzen – zu allen Tieren eigentlich – ist es wichtig, dass wir Menschen ihnen verlässliche Partner sind. Dass wir zuverlässig sind, sie versorgen, aber auch ihre Bedürfnisse erkennen und befriedigen. Und diese Bedürfnisse sind ganz unterschiedlich. Eine ruhige und ängstliche Katze hat vielleicht das Basisbedürfnis Ruhe. Wenn wir ihr diese Ruhe bieten und sie nicht bedrängen, fängt eine gute Bindung oft schon an. Bei einem jungen oder verspielten Tier kann man die Bindung natürlich auch noch etwas aktiver stärken, indem man sich mit dem Tier beschäftigt und spielt.

Kurzum: Bindung entsteht dadurch, dass wir der Katze ermöglichen, was sie gerne mag. Wenn sie Freiraum braucht, geben wir ihr Freiraum und lassen sie zu ihren Bedingungen kommen. In jedem Fall sollten auch Katzenhalterinnen und Katzenhalter genau auf ihre Tiere schauen, denn dass Katzen nicht viel brauchen und einfach so mitlaufen, ist ein Irrtum. Auch Katzen brauchen Bezugspersonen und eine Beziehung zu dieser.

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